Stuttgart (dpa) - Der Stuttgarter Gemeinderat hat sich trotz der andauernden Doping-Enthüllungen gegen eine Absage der Radsport-Weltmeisterschaft Ende September ausgesprochen.
Das Gremium lehnte einen entsprechenden Antrag von Bündnis/Die Grünen mit 49:12 Stimmen ab. Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (CDU) wiederholte das Ziel dopingfreier Titelkämpfe. «Wir werden ein Kontrollsystem einführen, wie es das noch nie bei einer WM gegeben hat», sagte er.
Bereits vor der Weltmeisterschaft vom 25. bis 30. September in Stuttgart soll dazu ein entsprechendes Konzept mit den internationalen und nationalen Antidoping-Agenturen WADA und NADA erarbeitet werden. Auch nach dem positiven Doping-Befund bei T-Mobile-Fahrer Patrik Sinkewitz während der Tour de France hatte Sportbürgermeisterin Susanne Eisenmann (CDU) bereits zuvor betont, dass die Stadt an der Ausrichtung der WM festhalte.
Ein Boykott der zweiten Straßenrad-Titelkämpfe in Stuttgart nach 1991 kommt für Stadtoberhaupt Schuster nicht in Frage: «Mit einem Boykott würden alle bestraft werden. Auch die Zuschauer und diejenigen, die sich fair verhalten.»
Außerdem würde eine Absage die Stadt teuer zu stehen kommen: Die Kommune steuert 2,3 Millionen zum fünf Millionen Euro umfassenden Etat bei. Drei Millionen Euro des Gesamt-Etats sind bereits ausgegeben. Zudem droht im Fall der Absage ein Rechtsstreit mit dem UCI, da die im Vertrag festgeschriebene Ausstiegsklausel am 1. September 2006 abgelaufen ist.
Erst vor elf Tagen hatten Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU), Weltverbands-Chef Pat McQuaid und Rudolf Scharping, Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) in Berlin ein Maßnahmenpaket geschnürt, um die WM zu retten. Kernpunkt waren eine Ehrenerklärung aller Teilnehmer wie bei der Tour de France und konkrete Maßnahmen gegen Doping wie eine Erstellung von Blutprofilen aller WM-Teilnehmer und vermehrte Trainingskontrollen. Bei dem Spitzengespräch wurde auch vereinbart, dass eine Steuerungsgruppe sich um die Umsetzung kümmern soll. Auch Schäuble hatte von der WM einen «Neuanfang» gefordert.