Zolder (dpa) - Schwere Stürze ziehen sich wie ein roter Faden durch die Straßen-Rennen der Titelkämpfe auf der ehemaligen Formel I- Rennstrecke in Zolder. Nach den unfallfreien Entscheidungen im Zeitfahren an den ersten drei Tagen mussten in jedem weiteren Wettbewerb Stürze registriert werden. Es erwischte auch die deutsche Topfavoritin Petra Roßner.
«So schlimm war es selten», meinte der deutsche Verbands-Vize und Ex-Profi Olaf Ludwig, der im ebenfalls sturzreichen Regenrennen von Oslo 1993 als WM-Dritter die vorerst letzte WM-Medaille für die deutschen Radprofis geholt hatte. «Die Nervosität ist schuld, nicht der Kurs. Wir haben heute die beanstandeten Füße der Absperrgitter, die auf die Straßen ragen, kontrolliert. Daran können sich die Pedale nicht verhaken», sagte der Weltverbands-Präsident Hein Verbruggen (Niederlande) vor dem Start des Profirennens.
Petra Roßner aus Leipzig hatte es bei einem Sturz in der dritten von zehn Runden schwer erwischt. Die 35-Jährige, die sich im September den Gesamtsieg im Weltcup-Wettbewerb geholt hatte, kam auf gerader Strecke unbedrängt zu Fall. Sie erlitt Schürfwunden und eine Verletzung am Kinn. Ihre linke Gesichtshälfte schwoll stark an. «Ich weiß nicht, wie es passiert ist. Ich war kurz ohne Bewusstsein. Im Feld waren einige aufgeregte Hühner unterwegs. Wahrscheinlich bin ich an ein Hinterrad gestoßen», vermutete sie. In 17 Jahren Rennkarriere sei sie noch nie schwer auf das Gesicht gestürzt.
Nach dem Roßner-Unfall schlitterten immer wieder Fahrerinnen über den inzwischen regennassen Asphalt, auch die Mitfavoritin Ina Yoko- Teutenberg. Sie verletzte sich die Hand und gab eine Runde vor Schluss auf. Am Vortag hatte sich ein schwerer Unfall 500 m vor dem Ziel des U23-Rennens ereignet. Fabio Borghesi aus Italien musste nach seinem Sturz, in den auch Eric Baumann aus Rostock in aussichtsreicher Position verwickelt war, ins Krankenhaus gebracht werden. Am Abend konnte er wieder entlassen werden.
Auch seiner Mutter, die am Straßenrand stand und vor Schreck über den Sturz ihres Sohnes einen Schock erlitten hatte, geht es wieder besser. Im Junioren-Rennen waren etwa 15 Fahrer vor dem Zielstrich gestürzt, darunter der 14., Heinrich Haussler aus Cottbus.
Schuld an der Sturzserie haben in erster Linie neben den Witterungsverhältnissen wahrscheinlich die zum Teil engen Schikanen der Rennstrecke aus den 50er Jahren und die Absperrgitter, deren Füße auf die Rennstrecke ragen. Jochen Dornbusch, Bundestrainer der deutschen Damen, nennt einen anderen Grund: «Hier finden noch zahlreiche Motorsport-Veranstaltungen statt. Der Gummi-Abrieb auf der Strecke, die sie bei Feuchtigkeit sehr glatt macht, ist auch Schuld.» Die WM-Runde für die Radsportler ist 12,8 Km lang, die letzten vier Kilometer führen über den früheren Formel-1-Kurs.