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Rene Haselbacher fährt nach seinem Sturz ins Ziel.
09.07.2003 10:37
Stürze erschüttern Debütanten

Saint-Dizier (dpa) - Als blutige Anfänger wollen sie sich auf gar keinen Fall bezeichnen lassen. «Dass die Stürze bei uns mit mangelnder Erfahrung zu tun haben, ist völliger Blödsinn», meinte der ehemalige Realschul-Lehrer Hans-Michael Holczer, Teamchef beim Tour- Debütanten Gerolsteiner.

Den Neuling hat es beim nervösen Beginn der Jubiläums-Tour bisher arg gebeutelt. Sprinter Olaf Pollack stürzte zwei Mal und damit ein Mal weniger als seine Team-Kollegen Davide Rebellin, Uwe Peschel und René Haselbacher, den es 150 Meter vor dem Ziel am bisher heftigsten erwischte. Im Krankenhaus musste eine angebrochene Rippe behandelt und ein Riss am Ellenbogen genäht werden. Der Österreicher, übersät mit frischen Blessuren, trat zum Mannschaftszeitfahren aber dennoch wieder an - und sinnt auf Rache. Die Sportzeitung «L'Equipe» bemerkte lakonisch, bei Gerolsteiner sei seit der ersten Etappe an jedem Renntag ein Fahrer hingefallen.

«Hier wird schneller gefahren als sonst wo auf der Welt, und es sind mehr Topleute am Start als in anderen Rennen. Deshalb ist die Sturzgefahr besonders hoch», nannte Holczer Gründe für die schwarze Serie des Novizen aus der Vulkaneifel. Pollack brauchte drei Tage, um sich an die raue Luft bei der Tour de France zu gewöhnen. In die ersten beiden Sprintentscheidungen konnte er nicht eingreifen, weil er vorher in Massen-Stürze verwickelt war, in denen auch die Routiniers Lance Armstrong oder Tyler Hamilton stecken blieben und sich mehr oder weniger schwer verletzten.

Auf der dritten Etappe kam der Kolkwitzer, der sich seine Sporen als Sprinter in der Friedensfahrt verdiente und zuletzt Erik Zabel im Finale der Deutschland-Tour schlug, zum ersten Mal mit vorn an und belegte in Saint-Dizier immerhin Rang sieben. Nach 550 km auf ungewohntem Terrain kommt Pollack trotz einer Knie-Verletzung in Schwung: «Ich finde mich langsam zurecht.»

In Saint-Dizier schimpfte er aber zu Recht wie ein Rohrspatz: «Die Australier McEwen und Cooke fahren wie Fleischer. Was hier im Sprint abgeht, ist unglaublich. McEwen hatte heute Haselbacher auf dem Gewissen. Er hat ihn in die Absperrung gedrückt. Mittlerweile habe ich einen richtigen Hass auf diese Leute. Wo kein Loch ist, ist kein Loch. Aber sie fahren trotzdem durch. Wir werden jetzt mit den selben Mitteln arbeiten.» Immerhin ist Pollack noch einsichtig genug, «nicht mein Leben für einen Sieg aufs Spiel zu setzen».

Diese Weitsicht lassen die rustikalen Alles-oder-nichts-Fahrer aus Australien manchmal vermissen. «Ich bin hier, um zu gewinnen - und das nicht erst in 30 Jahren», verkündete Cooke, Tagessieger in Sedan, ein wenig martialisch. Auch Zabel kann ein Lied von den Eigenheiten des Raufboldes und früheren BMX-Fahrers McEwen singen: Im vergangenen Herbst hat ihn der Kopf der sieben Fahrer starken Australien-Connection bei der WM in Zolder/Belgien vom möglichen zweiten Platz regelrecht weggeboxt - bei Tempo 65 km/h.

Die harte Gangart hat Vize-Weltmeister McEwen bei der Tour zwar noch nicht den erhofften Etappensieg gebracht, aber immerhin schon wieder das Grüne Trikot. Das hatte ihm Zabel im Vorjahr nach einer sechsjährigen Siegesserie in Paris überlassen müssen.


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