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28.06.2006 11:26
Straßburg im Tour-Taumel

Straßburg (dpa) - Straßburg ist nicht zum ersten Mal Etappen-Stadt des wichtigsten Radrennens des Jahres. Doch gleich drei Tage lang im Licht des internationalen Interesses zu stehen, das ist für den Präsidenten der Stadtgemeinschaft Robert Grossmann ein «Jahrhundertereignis».

Das Spektakel des Tour-de-France-Starts an diesem Wochenende beginnt mit der offiziellen Vorstellung der Mannschaften, mit Animationen und einem Konzert in der Innenstadt.

Am 1. Juli geht es dann richtig los, wenn die Fahrer zu ihrem Prolog starten, der 7,1 Kilometer durch die Stadt führt. In der Luft begleitet die französische Jagdflieger-Patrouille mit blau-weiß-roten Kondensstreifen dieses Ereignis. Danach steht die 1. Etappe im Zeichen Europas. Sie beginnt vor dem Europarat und schlängelt sich 183 Kilometer durchs Elsass und die Ortenau. Die knapp 35 Kilometer auf deutscher Seite führen durch Offenburg, Bühl, Griesheim, Sand, Willstädt und Kehl, um wieder in Straßburg zu enden. Am 3. Juli verlässt die Tour das Elsass nach Esch-sur-Alzette in Luxemburg.

Den Trubel lässt die Stadt sich etwas kosten. 3,2 Millionen Euro sind erforderlich, um einen solchen «Großen Start» auszurichten. Doch französische Städte schauen nicht auf's Geld, wenn es darum geht, sich als Etappen-Stadt zu bewerben. Jeder möchte dabei sein. Allein für die Sicherheit wird tief in die Tasche gegriffen: Der Präfekt hat 1300 Polizeibeamte mobilisiert, um die Strecke der Tour zu sichern, den Verkehr zu regeln und aufzupassen, dass keiner in irgendeinen Kanal fällt. Die Wasserschutzpolizei hat besondere Boote eingesetzt, die regelmäßig alle Strecken abfahren. Erwartet werden etwa 250 000 Besucher, in erster Linie Franzosen, Deutsche und Schweizer. In Obernai richten sich Restaurantbesitzer mit ungewohnter Flexibilität auf den Ansturm ein: Sie bieten durchgehend warme Speisen an - statt wie sonst um 14.00 Uhr die Küchen zu schließen.

Die Straßburger Bürgermeisterin Fabienne Keller ist überzeugt, dass sich die Investitionen lohnen. Die Fernsehaufnahmen der Tour werden in 184 Länder übertragen, wobei man mit etwa zwei Milliarden Zuschauern weltweit rechnet. Nach den Erfahrungen anderer Städte könnten 4,5 Millionen Euro in die Kassen der Stadt und der Geschäftsleute zurückfließen, meinte Grossmann optimistisch. Profitieren dürfte in erster Linie das Tourismusgewerbe mit Restaurants und Hotels. Geschäftsinhaber in der Innenstadt rechnen mit einem Verkaufsboom, zumal gleichzeitig der Sommerschlussverkauf anläuft.

Das große Ereignis hat aber auch seine Schattenseiten - Autos sollten während dieser Tage möglichst stehen bleiben und das am besten in einer Garage. Denn an der Tour-Strecke wird gnadenlos abgeschleppt. Auch die Europa-Brücke zwischen Straßburg und Kehl ist betroffen. Wenn die Fahrer von der deutschen Seite zurückkehren, wird sie für mehrere Stunden für den Autoverkehr gesperrt. Und Hotelzimmer sind für dieses Wochenende in Straßburg und Umgebung schon lange nicht mehr zu haben. Echte Tourfans kann das jedoch nicht erschüttern. Sie kommen zumeist mit Campingwagen angereist.


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