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Jens Voigt genießt seinen Etappensieg sichtlich.
16.07.2006 10:40
Strahlemann Voigt: «Das ist mein Augenblick»

Montélimar (dpa) - So froh wie an diesem 15. Juli hat man Jens Voigt in diesem Jahr noch nicht gesehen. Der Mecklenburger strahlte über das ganze Gesicht, als er in die Nähe der Siegertribüne in der Nougat-Stadt Montélimar kam.

«Endlich hat es mit einer Ausreißergruppe geklappt», sagte er zu dem scheidenden Tourchef Jean-Marie Leblanc in perfektem französisch. Vier Mal war Voigt vergeblich dem Feld enteilt. Bei seinem längsten «Ausritt» (210 km) war die Gruppe ins Ziel gekommen - und Voigt hatte den Schlussspurt für sich entschieden.

Den Journalisten erzählte er später auf englisch, französisch und deutsch, dass dies «der schönste Tag» in seinem Rennfahrer-Leben sei, schöner noch als die Tour 2001, als Voigt einen Tag im Gelben Trikot fuhr und die Etappe, seine erste, nach Saraing gewonnen hatte. «Damals war der Etappenerfolg eine Zugabe zu den zehn Tagen, in denen meine Mannschaft das Gelbe Trikot hatte. Heute ist die Situation ganz anders.» Die Mannschaft musste auf ihren wegen Doping-Verdacht suspendierten Kapitän verzichten, eine Sturzserie demoralisierte die Fahrer zusätzlich. «Doch jetzt ist ein Wendepunkt erreicht. Wir haben uns zurückgemeldet», jubelte Voigt.

Beim Ruhetag in Bordeaux hatte er noch über zwei Kilo zu viel geklagt und erklärt, dass er sich auf Helferdienste für Basso vorbereitet habe und nicht auf eigene Etappensiege. Doch jetzt scheint der Unmut vergessen. Im Laufe der ersten zwei Tour-Wochen hat Voigt sein «Übergepäck» verloren. Schelmisch blickte er auf sein indiskutables Zeitfahren (Letzter mit 10 Minuten Rückstand auf Gontschar) zurück: «Da habe ich die Körner für Montélimar gespart.»

Dem CSC-Profi war auch nach der 230 Kilometer langen Etappe bei zum Teil 44 Grad weiter nach Scherzen zumute. Noch ganz unter dem Einfluss von Glückshormonen meinte er im Ziel: «Ich bin gar nicht erschöpft. Ich könnte sofort auf's Rad steigen und weiterfahren.» Später, noch immer aufgedreht, meinte er, dass nach dieser Anstrengung nur noch zehn inoffizielle Ruhetage auf ihn warten: «Den Rest der Tour ruhe ich mich aus», sagte Voigt nicht ganz ernst gemeint.

Sein Teamchef Bjarne Riis mochte da seine «Allzweckwaffe» aus Berlin noch nicht korrigieren. Doch allein mit einem Etappensieg und einem guten Gesamtrang von Carlos Sastre (Spanien) wird sich der Maximalist aus Dänemark, den die eigene Doping-Geschichte durch die Ereignisse um seinen Kapitän wieder eingeholt hat, nicht zufrieden geben. Die 18. Etappe von Morzine nach Macon ist eine typische Voigt-Etappe. Dort könnte er sich erneut das «tollste Erlebnis», das der Radsport für ihn bietet, holen.

«Wenn du allein fährst, kämpfst du gegen alle», beschreibt Voigt die Gefühle des Triumphes, «jeder ist da dein Gegner und deine Chancen sind minimal. Wenn du trotzdem durchkommst, bist du umso besser. 100, 200 Meter vor dem Ziel ist Zeit, das zu genießen. Du kannst freihändig fahren, das Trikot zurecht zuppeln und alles genießen. Du spürst: Das ist mein Augenblick. Ich habe es geschafft, ich habe alle anderen ausgetrickst. Das ist dieser köstliche Moment, in dem dein Körper lauter Glückshormone ausschüttet.»


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