Madrid (dpa) - Im großen spanischen Dopingskandal, in den berühmte Radprofis wie Jan Ullrich verwickelt sein sollen, führen immer mehr Spuren nach Deutschland.
Das spanische Netzwerk, das Radsportler mit illegalen Mitteln versorgt haben soll, erhielt seine Substanzen nach einem Bericht der Zeitung «El País» von einem deutschen Arzt. Wie das angesehene Madrider Blatt unter Berufung auf Polizeikreise berichtete, machten die Ermittler einen Mediziner in einem Krankenhaus einer - namentlich nicht genannten - deutschen Kleinstadt ausfindig, der dem spanischen Arzt Eufemiano Fuentes Dopingmittel verkauft haben soll.
Die spanischen Ermittler arbeiten nach Angaben von «El País» mit der Staatsanwaltschaft in Bonn zusammen. Die jedoch konnte den Bericht der spanischen Zeitung nicht bestätigen. «Es hat keinen Kontakt zwischen Bonn und den spanischen Behörden gegeben», sagte der Bonner Oberstaatsanwalt Fred Apostel auf dpa-Anfrage.
Der Arzt Fuentes, der für verschiedene Radsportteams gearbeitet hatte, gilt als der Kopf des Dopingrings. Er soll sich nach Angaben der Ermittler mit anderen Experten zusammengetan haben, um den Markt für bestimmte Dopingmittel in Europa exklusiv unter sich aufzuteilen. Der «Renner» sei eine Variante des Blutdopingmittels EPO gewesen, die in den Dopingkontrollen angeblich nicht nachgewiesen werden kann. Diese Substanz habe das Netzwerk vermutlich von dem deutschen Arzt bezogen, schreibt die Zeitung unter Berufung auf die spanischen Ermittler.
Nach Angaben des Blattes untersucht die spanische Polizei auch, ob der Tour-de-France-Sieger Floyd Landis, der in seinem Phonak-Team von einer deutschen Ärztin versorgt wurde, möglicherweise mit dem Netzwerk zu tun hatte. Der Amerikaner hatte in der vorigen Woche seine Teilnahme an Rennen in den Niederlanden abgesagt. Mehrere Teamgefährten sagten damals, Landis sei zu einer Behandlung nach Deutschland gereist. Die Ermittler gingen nun der Frage nach, ob der Amerikaner sich möglicherweise von jenem Mediziner behandeln ließ, der mit Fuentes in Verbindung gestanden haben soll.
Mit abgehörten Telefongesprächen will die spanische Polizei in Erfahrung gebracht haben, dass der mutmaßliche Chef des spanischen Dopingrings nach seiner Festnahme seinen «Kunden» übermitteln ließ, dass die Radprofis nach der Aufdeckung des Netzwerks in Madrid ihre Doping-Behandlung in Deutschland fortsetzen könnten. Dazu seien die entsprechenden Vorbereitungen getroffen worden.