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Jan Ullrich hat sich nach den Doping-Beschuldigungen zurückgezogen.
02.07.2006 13:21
Sportrechtler warnt Ullrich vor DNA-Analyse

Heidelberg (dpa) - Jan Ullrich hat sich zurückgezogen. «Er steht etwas neben sich und hat jetzt erst mal Zeit für sich erbeten», sagte T-Mobile-Kommunikationsleiter Christian Frommert, der mit dem suspendierten Topp-Angestellten des Hauses in Telefon-Kontakt steht.

Im Hintergrund arbeiten die Anwälte auf der Suche nach einer Verteidigungslinie auf Hochtouren. E-Mails der Ullrich-Fans an T-Mobile beantwortete Frommert vom 1. auf den 2. Juli in einem kraftraubenden Nacht-Einsatz.

«Es ist ein Albtraum. Ich habe mich in diesem Jahr vorbereitet wie noch nie, fühle mich in einer Bombenform und muss nun zuschauen. Ich habe mit der ganzen Sache nichts zu tun», versicherte Ullrich unterdessen auf seiner Homepage.

Die Tour, die Vorwürfe und der drohende Absturz überschatteten auch ein Familienfest des 32-jährigen Wahlschweizers: Am Tag des Prologs der 93. Tour de France, den der mit inzwischen ziemlich konkreten Doping-Anschuldigungen konfrontierte Ullrich gezwungenermaßen verpasste, feierte seine Tochter Geburtstag. Sarah-Maria, die bei seiner früheren Freundin Gaby im Merdingen lebt, wurde drei Jahre alt.

Der Heidelberger Sportrechtler Michael Lehner, als Vertreter von Dieter Baumann und Danilo Hondo als Spezialist für juristische Marathonläufe bekannt, würde Ullrich «als Anwalt von einer DNA-Analyse abraten». Die Beweislast würde umgekehrt, «was in einem Rechtsstaat nicht geht». Außerdem würde sich der Radprofi möglicherweise «aufs Glatteis begegeben. Er weiß ja gar nicht, in welchem Zustand die ihm zugeschriebenen Blutproben sind», ob überhaupt eine wissenschaftlich unanfechtbare Analyse möglich sei.

Große Teile der Öffentlichkeit und auch sein Sponsor würden eine offensive Verteidigung mit dem Angebot der freiwilligen Abgabe einer DNA-Analyse dagegen sicher begrüßen. Frommert: «Das war eine Option, die wir ihm nahe gelegt haben.» Ullrich ist darauf bislang nicht eingegangen. Aus gutem Grund, denn die Geste könnte auch unangenehme Konsequenzen zur Folge haben. Wie seinerzeit bei Christolph Daum. Eine auf Kokain positive Haarprobe verhinderte dessen mögliche Berufung zum Bundestrainer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft vor sechs Jahren.

Am 1. Juli war bekannt geworden, dass Ullrich im Zuge der spanischen Doping-Affäre um die juristisch verfolgten Mediziner Eufemiano Fuentes und José Merino Batres nicht nur mit manipuliertem Blut in Verbindung gebracht wird. Die «L'Équipe» zitierte aus Berichten der Guardia Civil, es gebe auch Hinweise auf eine Bestellung aus dem Ullrich-Umfeld von Wachstumshormonen und Testosteron.

Die Zeitung dokumentierte auch einen codierten Handy-Verkehr, der Rudy Pevenage («Rudicio») zugeschrieben wird, mit Fuentes einen Tag vor dem Zeitfahren des Giro d'Italia, das Ullrich überraschend gewann. Die Polizei vermutet, Fuentes führte den 51-jährigen Ullrich-Betreuer unter dem Pseudonym «Rudicio».

Theoretisch müsste dem Weltverband UCI das Blut sämtlicher Tour-Starter und der Teilnehmer des vergangenen Giro nach den obligatorischen Kontrollen vor dem Rennen vorliegen. Allerdings sagte T-Mobile-Teamarzt Lothar Heinrich dazu: «Normalerweise müsste dieses Blut nach dem Test vernichtet werden, und ob es rechtlich möglich wäre, gegen den Willen der Fahrer auf diesem Weg einen DNA-Test zu machen, weiß ich nicht.»

Der Mediziner der Universität Freiburg war vom Fall Ullrich «genauso überrascht wie alle». Bei internen Blutuntersuchungen im Team habe es keine Hinweise auf Blutdoping gegeben. Ein Nachweis dieser Manipulations-Methode mit Eigenblut sei ohnehin noch nicht möglich. Eine Blut-Volumen-Messung, die darauf hinweisen könnte, könnte laut Heinrich demnächst eingeführt werden.


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