L'Alpe d'Huez (dpa) - Der Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag, Peter Danckert (SPD), hat Radprofi Jan Ullrich aufgefordert, sich zu den Dopingvorwürfen konkret zu äußern.
Es reiche nicht aus, die Unschuldsvermutung für sich in Anspruch zu nehmen und zu schweigen, sagte Danckert der «Passauer Neuen Presse». Ullrich müsse beweisen, dass er keine verbotenen Substanzen genommen hat oder nehmen wollte. «Nur so kann er Sanktionen abwenden und den Radsport vor weiterem Imageschaden bewahren», sagte der SPD-Politiker.
Ullrich hatte zuvor erklärt, die Unschuldsvermutung müsse auch für ihn gelten. Der Tour-Sieger von 1997 steht im Verdacht, über das spanische Dopingnetzwerk der Ärzte Eufemiano Fuentes und José Merino Bartres mit roten Blutkörperchen angereichertes Eigenblut erhalten zu haben. Gegen beide Mediziner ermittelt die spanische Guardia Civil - sie sind nach Zahlung einer Kaution von 120 000 Euro auf freiem Fuß.
Im Kampf gegen Doping müssen sich laut Danckert auch Sponsoren und Medien beteiligen. «Wenn jeder Fernsehsender und jeder Sponsor nur ein Prozent seiner Ausgaben im Rahmen der Tour de France zur Verfügung stellen würde, könnten Dopingforschung, Kontrollen und Prävention massiv verstärkt werden», sagte Danckert. Zudem gebe es erheblichen Handlungsbedarf für den Gesetzgeber. Dabei dürfe die Telefonüberwachung kein Tabu sein, wenn es um schweren Dopingverdacht und gewerbs- und bandenmäßigen Handel geht. Der Sportausschuss werde nach der Sommerpause nach Lösungen suchen.
Der Sportrechtsexperte Dirk-Reiner Martens forderte in der «Süddeutschen Zeitung« ein Antidopinggesetz. Nur so wären in Deutschland Ermittlungserfolge möglich, wie es jetzt den spanischen Behörden gelungen sei, sagte Mertens, der Mitglied der vom Innenministerium einberufenen Rechtskommission des Sports gegen Doping (ReSpoDo) war.