Berlin/Kopenhagen (dpa) - Jan Ullrich und Bjarne Riis warten weiter auf den Mann mit dem großen Geldkoffer. Die Klärung der Sponsorenfrage, Grundvoraussetzung für eine Unterschrift des Olympiasiegers im Riis-Rennstall CSC, bleibt offen und kann sich weiter hinziehen - sogar bis Ende des Jahres.
«Wir sind 24 Stunden am Tag auf der Suche», sagte CSC-Teamsprecher Brian Nygaard. «Bei unserem Start vor zwei Jahren hat es mit dem Sponsor 'world- online' auch bis Dezember gedauert. Dann konnten wir erst Laurent Jalabert verpflichten. Die Situation ist jetzt ein bisschen vergleichbar», sagte Nygaard.
Der ursprünglich als Stichtag angesetzte 15. November könnte überschritten werden. Eine Unterschrift Ullrichs sei laut Nygaard auch danach möglich: «Wir müssen bis dahin nur beim Weltverband UCI eine Bankbürgschaft über 30 Prozent unseres Jahres-Etats hinterlegen. Das schaffen wir auch ohne zusätzlichen Sponsor.» Ullrich-Manager Wolfgang Strohband scheint noch die Ruhe selbst: «Wir machen uns keine Sorgen. Jan bekommt einen Vertrag zu den ihm angemessenen Bezügen - da bin ich ganz sicher.»
Zu einem anderen Zeitpunkt hatte Strohband die finanziellen Dimensionen genannt, die jetzt unter Umständen revidiert werden müssen: «Für eine Million Euro pro Jahr fährt Jan nicht.» Nach dem Absprung des bisherigen Riis-Geldgebers Tiscali wird das Budget für den dänischen Tour-Sieger von 1996 und seinen Wunschpartner immer enger. Von möglichen Abstrichen will Strohband nichts wissen, Ullrich hatte dagegen schon vorgebaut.
«Ich habe nicht den Schnitt in meinem Leben gewagt, um mehr zu verdienen. Dann hätte ich bei Telekom bleiben müssen», erklärte Ullrich auf seiner Internetseite und schrieb weiter: «Ich suche wieder den Spaß beim Radfahren. Wie früher, als ich aus reiner Lust in die Rennen gegangen bin. Deshalb habe ich die eingefahrenen Gleise verlassen.»
«Ich bin überzeugt, dass ich im Team von Bjarne Riis gut aufgehoben bin. Wir beide funken auf der gleichen Wellenlänge. Mich reizt auch, meine Erfahrung in eine junge Mannschaft einzubringen. Eine neue, wichtige Aufgabe für mich. Ich freue mich darauf», schrieb der Tour-de-France-Sieger von 1997 weiter. Der 28-jährige ehemalige Telekom-Kapitän ist bis 23. März 2003 gesperrt und will nach zwei Knie-Operationen in der kommenden Woche mit erstem leichtem Training auf der Rolle beginnen.
Greg LeMond (USA), Tour-Sieger 1986, '89 und '90, hält weiter große Stücke auf Ullrich. «Wenn er zurück kommt, woran ich fest glaube, kann er Lance Armstrong gefährlich werden. Jan ist immer noch ein junger Fahrer, den man nicht abschreiben darf», erklärte der 41- Jährige in einem Interview mit der französischen Sportzeitschrift «Velo».