St. Brieuc (dpa) - Der Name geht Franzosen nicht unbedingt leicht über die Lippen. Dabei ist der im Elsaß geborene und in Martinique aufgewachsene Thomas Voeckler einer der ihren.
Der Mann in Gelb, der Lance Armstrong das Trikot in Chartres abnahm, ist für die «l'Equipe» ein Vertreter des «jungen, frischen und ehrlichen französischen Radsports», der «eine Welt mit viel Schatten erhellt». Die Gastgeber haben bei ihrer Tour endlich einen Helden.
Der 25-Jährige hat sich an seinen neuen Ruhm schon so sehr gewöhnt, dass er sein Gelbes Trikot, das er auf der 7. Etappe zum zweiten Mal verteidigte, zur Verwunderung seiner Team-Kollegen zum Abendessen im Mannschafts-Hotel nicht mehr trägt. Sein vor zehn Tagen gewonnenes Nationaltrikot präsentierte er während der ersten Tour-Tage auch nach dem Rennen. Mit der französischen Meisterschaft hatte Voeckler vor seinem Coup in Chartres seine bisher starke Saison gekrönt, bei der er die Königsetappe der Tour-Generalprobe Route du Sud gewann und vorher zwei Rennen in der Bretagne.
Voeckler bleibt aber auf dem Boden der Tatsachen und macht sich keine Illusionen. «Wenn es in die Pyrenäen geht, bin ich das Trikot los. Ich bewege mich nicht auf dem Niveau der Spitzenfahrer Armstrong und Ullrich», meinte der 109. der Weltrangliste, der nach seiner Karriere als Radprofi Sportreporter werden möchte. Aber damit kann er sich noch Zeit lassen. Denn auch, wenn sich sein Team Brioches la Boulangère am Ende der Saison zurückziehen wird, ist der Mann aus Schiltigheim jetzt eine bekannte Marke - zumindest im französischen Radsport. Die sportliche Zukunft scheint für den Träger des Gelben Trikots vorerst gesichert.
Eigentlich war ein ganz anderer für Gelb im Team der Bäckerei-Kette vorgesehen. Im Winter wurde für viel Geld Joseba Beloki, 2002 Zweiter der Tour, eingekauft. Doch der Spanier kam nie zurecht, laborierte lange an seinen Sturzverletzungen aus dem Vorjahr und klagte schließlich, dass ihm sein neues Team nicht gestatte, «seine Medikamente gegen Asthma» zu nehmen. In Spanien sei er das so gewohnt gewesen. Vor der Tour trennten sich beide Parteien nicht einvernehmlich. Voeckler schaffte jetzt den Sprung in die Lücke.