Rio de Janeiro (dpa) - Resignieren gilt nicht! Den Gedanken, dass nach Jahren der Schinderei die fünfte Olympia-Teilnahme in allerletzter Sekunde platzen könnte, schiebt Sabine Spitz so gut es geht beiseite.
«Die Hoffnung bleibt, Daumen drücken», schrieb Spitz auf ihrer Facebook-Seite. Dazu ein Foto, das die Mountainbikerin aus Murg-Niederhof mit einem geschienten Bein im Bett liegend zeigt.
«Sie soll das linke Bein noch nicht aktiv bewegen», berichtete ihr Trainer und Ehemann Ralf Schäuble am Montag in Rio de Janeiro der Deutschen Presse-Agentur. Am Dienstag soll Spitz dann eventuell erstmals vorsichtig wieder aufs Rad steigen. «Es ist ein Heilungsprozess feststellbar», sagte Schäuble, der die Hoffnung auf einen Start am Samstag nicht aufgeben will: «Wir sind nach wie vor optimistisch.» Und seine Ehefrau meinte: «Es braucht Geduld, auch wenn es schwer fällt.»
Was war passiert? Spitz war vor rund zehn Tagen im Training in Kanada gestürzt. Sie habe sich dabei zwar eine relativ große offene Wunde, aber zunächst nichts Gravierendes zugezogen, sagte Schäuble. Am Donnerstag schwoll das Knie dann plötzlich wegen einer Entzündung an. «Das war riesiges Pech», sagte Schäuble.
In Rio entschieden die Ärzte des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), totes Gewebe über der Kniescheibe zu entfernen. Dazu setzten sie einen vier Zentimeter breiten Schnitt an. Danach sei die Schwellung etwas zurückgegangen, es habe eine gewisse Besserung gegeben, sagte Schäuble. Und die Ärzte seien mit der Entwicklung zufrieden. Aber: «Es ist schon sehr frustrierend», fasste Schäuble die Gemütslage zusammen.
Sollte Spitz das Knie einen Strich durch die Rechnung machen, ginge eine große Olympia-Karriere unwürdig zu Ende. Gold 2008 in Peking, Silber 2012 in London, Bronze 2004 in Athen - als weltweit einzige Mountainbikerin hat die Powerfrau aus dem Schwarzwald eine komplette olympische Medaillenkollektion in ihrem Besitz. Nur 2000 in Sydney war sie leer ausgegangen.
Beim BDR herrscht weiter Zuversicht. «Sie ist im Dorf und wird behandelt. Es geht ihr viel besser und die Ärzte gehen davon aus, dass sie am Samstag starten wird», hieß es am Sonntag (Ortszeit) vom BDR.
Vor vier Jahren hatte Spitz nach ihrem Londoner Silber-Coup einen Start am Zuckerhut ausgeschlossen. «Oh Gott, Rio. Vielleicht erlebe ich das als Funktionär oder Trainer», erklärte sie und hatte eine stressfreien Ausflug an den Sandstrand von Rio im Sinn. Dann im Oktober 2014 die Kehrtwende. «Die fünften Spiele und diese Location sorgen nochmals für eine Riesenmotivation», ließ sie damals wissen und kündigte an: «Das wird mein definitiv letztes Rennen im Cross-Country.» Es wäre Spitz zu wünschen, dass sie recht behielte.