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Sabine Spitz holte mit 40 Jahren noch einmal Silber auf dem Mountainbike. Foto: Michael Kappeler
11.08.2012 18:51
Spitz krönt Mountainbike-Karriere mit Silber

London (dpa) - Sabine Spitz stand selig lächelnd auf dem Siegerpodest und summte vor lauter Glück die zu Ehren von Mountainbike-Olympiasiegerin Julie Bresset intonierte Nationalhymne Frankreichs mit.

Kurz zuvor hatte die 40-Jährige aus Murg-Niederhof mit einem silbernen Parforceritt durchs Gelände ihre olympische Medaillensammlung vervollständigt und damit die Erfolgskarriere gekrönt. «Es ist ein geniales Gefühl, wenn du mit 40 gewisse Kritiker Lügen strafst. Wenn der Wille da ist und auch die Fokussierung, dann spielt das Alter keine Rolle», sagte die Powerfrau aus dem Schwarzwald.

Auf dem anspruchsvollen Kurs in Hadleigh Farm musste Spitz ediglich Weltmeisterin Bresset den Vortritt lassen. Dritte wurde die Amerikanerin Georgia Gould. Für Spitz war es bei ihrer vierten Olympia-Teilnahme das dritte Edelmetall nach Bronze 2004 in Athen und Gold 2008 in Peking. «Ich musste hier unbedingt den zweiten Platz halten, damit ich meine Kollektion zusammen habe», sagte Spitz nach dem Rennen über gut 29 Kilometer. Die zweite deutsche Teilnehmerin Adelheid Morath aus Titisee-Neustadt belegte Rang 16.

Auf dem knapp eine Autostunde von London entfernt gelegenen Mountainbike-Parcours mit Blick auf die Themse-Mündung fuhr Spitz ein taktisch glänzendes Rennen. Von Beginn an war sie in der Spitzengruppe präsent. «Besser hätte es nicht laufen können. Es war optimal», erklärte sie. Als auf der dritten von sechs Runden vorne die Post abging, war die Badenerin dabei und setzte sich gemeinsam mit Bresset und Gould vorentscheidend ab.

In dem von Bresset diktierten Rennen ließ sich Spitz selbst von einem spektakulären Sturz auf der vierten Runde nicht beeindrucken. «Es hätte auch schlimmer ausgehen können. In dem Moment bist du so mit Adrenalin vollgepumpt. Du sammelst nur deine Sachen zusammen, und weiter geht es», schilderte sie die Szene. Ralf Schäuble, Ehemann, Manager und Trainer in Personalunion, gestand: «Das war eine Schrecksekunde.»

Spitz hatte sich nach eigenen Worten möglicherweise verbremst und trug eine Schramme am Knie davon. «Da bin ich kurz über den Lenker abgegangen. Gott sei Dank ist bei dem Sturz nichts Gravierendes passiert», erzählte sie hinterher.

Eine halbe Runde benötigte Spitz, um sich wieder zu fangen. Dann schüttelte sie die Amerikanerin ab und verteidigte den zweiten Platz auf ihrem extra für Olympia angefertigten Spezial-Rad bis ins Ziel. «Mit 7,2 Kilogramm hatte ich ein gewichtsoptimiertes Rad. Das wurde auf den letzten Drücker aufgebaut und hat mir sehr geholfen», berichtete Spitz.

Lediglich dem Tempo der Weltmeisterin aus Frankreich vermochte sie nach ihrem Missgeschick nicht zu folgen. «Der Rhythmus war ein kleines bisschen unterbrochen, da ging dann auch das Loch zu Julie auf. Aber sie ist heute so stark gefahren, da wäre es reine Spekulation, wie das Rennen ohne den Sturz ausgegangen wäre», meinte Spitz.

Der Erfolg für Spitz ist umso höher zu bewerten, als sie nach ihrem Triumph in Peking eine lange Durststrecke durchleben musste. Zwei Leistenoperationen in den Jahren 2009 und 2010 sowie diverse Sturzverletzungen und Krankheiten im Vorjahr warfen sie immer wieder zurück. Sogar an ein Karriereende dachte die 40-Jährige.

Zum Glück verwarf sie diesen Gedanken. Auf dem anspruchsvollen Kurs zeigte sie ihre Klasse und belohnte sich für die harte und akribische Vorbereitung. Das letze olympische Rennen genoss sie in vollen Zügen. «Es war klar, dass hier die Hölle los sein wird. Die Atmosphäre war genial», berichtete Spitz. Rio 2016 will sie aus einer anderen Perspektive erleben. «Ich glaube, es lässt sich ganz gut baden an der Copacabana.»


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