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Etappensieger Tadej Pogacar (r) jubelt, als er vor Primoz Roglic (l) ins Ziel fährt. Foto: Pool Yuzuru Sunada/BELGA/dpa
13.09.2020 18:10
Slowenischer Doppelsieg auf dem Grand Colombier

Grand Colombier (dpa) - Der Slowenien-Express mit Tour-Patron Primoz Roglic raste wie entfesselt die verwaisten Rampen des Grand Colombier hinauf, der geschlagene Titelverteidiger Egan Bernal schüttelte nur noch den Kopf.

Etappensieger Tadej Pogacar und Gelbträger Roglic sorgten am Sonntag mit einem famosen Gipfelsturm in 1501 Metern Höhe bei gespenstiger Kulisse wieder für einen slowenischen Doppelsieg bei der 107. Tour de France.

Pogacar rückte damit in der Gesamtwertung dank der Bonussekunden bis auf 40 Sekunden an Spitzenreiter Roglic heran. Bernal war dagegen auf der 15. Etappe bei der ungewöhnlichen Kletterpartie über 17,4 Kilometer mit durchschnittlich 7,1 Prozent Steigung, bei der keine Zuschauer wegen der Corona-Pandemie erlaubt waren, mit großem Rückstand der Verlierer des Tages.

Roglic bleibt im Gesamtklassement nach 2648,5 Kilometern aber in Führung, den kleinen Sekundenverlust kann der frühere Skispringer verschmerzen. Denn der 30-Jährige zeigt mit seinem Super-Team Jumbo-Visma bislang nicht den Hauch einer Schwäche. Die kolumbianischen Kletterstars um Bernal sind dagegen zunehmend demoralisiert. Denn Roglic und Pogacar fahren in einer anderen Liga.

Die deutschen Asse spielten beim Schlagabtausch zur «Pyramide von Bugey» hinauf nur eine Nebenrolle. Emanuel Buchmann hat immer noch nicht sein altes Niveau erreicht und konnte im Kampf um den Tagessieg nicht eingreifen. Auch von Lennard Kämna gab es nach dem «Kraftakt» der letzten beiden Tage keine Heldentaten mehr zu sehen. Dafür hat sich der Mann mit dem Rauschebart zurückgemeldet: Simon Geschke, der vor fünf Jahren eine Tour-Etappe in Pra-Loup gewann, war in einer Ausreißergruppe unterwegs.

Doch die Roglic-Mannschaft machte mit hohem Tempo schnell klar, dass der Schlussanstieg Chefsache ist. Die niederländische Equipe zeigte eine Dominanz wie in der Vergangenheit das Ineos-Team, das diesmal beim Schlussanstieg in alle Einzelteile zerfiel. Womöglich war es doch ein großer Fehler, den erfahrenen Ex-Toursieger Geraint Thomas nicht zu nominieren.

Wer kann die Slowenen nun noch stoppen? Die größte Gefahr lauert womöglich bei den Corona-Tests am zweiten Ruhetag. Es gilt nach wie vor das strenge Reglement. Sollten zwei Mitglieder eines Teams positiv auf das Virus getestet werden, erfolgt der Ausschluss des ganzen Rennstalls. Zu einer Mannschaft gehören nicht nur die acht Fahrer sondern auch die jeweiligen Betreuer.

Die Sorgen vor dem Virus sind weiter ein ständiger Begleiter der Rundfahrt. Am Samstag wurden in Frankreich erstmals mehr als 10 000 Neuinfektionen vermeldet, auch Tourchef Christian Prudhomme befindet sich nach einem Positivtest noch in Quarantäne. Noch gehen die Verantwortlichen davon aus, dass sie Paris erreichen werden. «Für Paris haben wir mehrere Szenarien vorbereitet. Es wird auf jeden Fall Restriktionen geben», sagte Claude Rach vom Veranstalter ASO.

Es läuft alles darauf hinaus, dass Roglic seine verblüffende Metamorphose vom Skispringer zum Toursieger zu einem krönenden Ende bringen wird. Seit dem Wiederbeginn nach der Corona-Pause fährt der Slowene der Konkurrenz davon. Auf dem Colombier wurde er zwar noch von Pogacar übersprintet, doch der 30-Jährige hat noch das Bergzeitfahren am vorletzten Tag in der Hinterhand.

Das deutsche Bora-hansgrohe-Team musste indes den Anstrengungen der letzten Tage Tribut zollen. Am Samstag hatte das Team fast den ganzen Tag hart gearbeitet, wurde aber mit dem vierten Platz von Peter Sagan beim Sieg des Dänen Sören Kragh Andersen nicht belohnt. Bereits am Freitag war das Bora-Team mit Platz zwei und drei für Kämna und Maximilian Schachmann im Pech.

Nach dem Ruhetag am Montag geht es mit der 16. Etappe über 164 Kilometer von La Tour-du-Pin nach Villard-de-Lans weiter. Fünf Bergwertungen, davon eine der ersten Kategorie, sind anspruchsvoll. Zu Veränderungen an der Spitze der Gesamtwertung dürften diese Hindernisse in den Alpen aber kaum führen.


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