L'Alpe d'Huez (dpa) - Doping-Kronzeuge Patrik Sinkewitz hat schwere Vorwürfe gegen den Radsport-Weltverband UCI und dessen unabhängiger Untersuchungskommission CIRC erhoben.
Nach einer ersten Kontaktaufnahme sei sein Angebot, bei der Doping-Aufklärung umfassend auszusagen, nie angenommen worden, sagte der frühere Gewinner der Deutschland-Tour der «Süddeutschen Zeitung». Die CIRC habe um die Brisanz der Themen gewusst. Demnach ging es laut Sinkewitz um «sehr konkrete Fakten aus der Vergangenheit und Gegenwart, die sicherlich auch für heute Auswirkungen hätten».
Die CIRC habe sich erst sehr interessiert gezeigt, danach sei der Kontakt abgebrochen. Dass auch auf sein «massives Drängen» hin, kein Gespräch entstanden sei, habe er UCI-Chef Brian Cookson mitgeteilt. Der Brite habe ihm aber lediglich gesagt, dass die CIRC unabhängig arbeite und er in Anti-Doping-Themen nicht eingebunden sei.
An eine Wandlung im Radsport glaubt Sinkewitz nicht. «Da hat sich doch personell nichts Grundlegendes geändert. Vom Radsport- Weltverband UCI über die Tour-Organisation bis zu den Rennställen - der ganze Radsport hat sich eigentlich nicht spürbar verändert. Außer den Parolen über eine neue, saubere Generation, die jetzt angeblich am Start ist. Aber solche Parolen gibt es auch schon seit 17 Jahren», betonte der 34-Jährige. Unterstützung erhält Sinkewitz von Chefankläger Werner Franke. «Was Sinkewitz andeutet ist mehr als die Wahrheit», sagte Franke der Deutschen Presse-Agentur.
Sinkewitz war 2007 mit Testosteron-Doping aufgeflogen und stellte sich als Kronzeuge zur Verfügung. 2011 wurde er gesperrt, weil man das Wachstumshormon HGH in einer Dopingprobe fand. Er beteuert seine Unschuld und kämpft gegen eine vom Internationalen Sportgerichtshof CAS festgesetzte Sperre von acht Jahren an.
SZ-Interview, redaktionelle Fassung