Frankfurt (dpa) - Ende gut, nicht alles gut: Zwar fand die Serie der Frühjahrs-Rennen für das T-Mobile-Team mit dem fünften Saisonsieg einen starken Abschluss, aber es bleibt die schwere Hypothek der Doping-Vorwürfe.
Wenigstens konnte der Erfolg des hessischen Radprofis von Patrik Sinkewitz beim prestigeträchtigen Heimspiel am Henninger Turm den durch die Doping-Verdächtigungen gegen die eigenen Teamärzte entstandenen Aufklärungs-Druck zumindest kurzzeitig mindern. Ein Sieg zur rechten Zeit - für Sinkewitz und für die Mannschaft, die das Frühjahr unter anderem mit Marcus Burghardts Triumph bei Gent-Wevelgem und dem Sieg des Hoffnungsträgers Gerald Ciolek in Niedersachsen zufrieden stellender gestalten konnte als erwartet.
Die 190 Kilometer lange Dienstfahrt von Sinkewitz war in mehr als einer Beziehung bemerkenswert. Der 26-jährige hatte nach der Zieldurchfahrt zunächst gar nicht bemerkt, dass er sein Werk schon vollbracht hatte. Erst etwa 200 Meter nach dem Zielstrich auf der Darmstädter Landstraße konnte Betreuer Dieter «Eule» Ruthenberg den Sieger durch Zurufe stoppen. «Ich hatte die Glocke zur Schlussrunde nicht gehört, und die Zuschauer waren so laut, dass ich dachte, es sei noch eine Runde zu fahren. Als 'Eule' rief, wusste ich hundertprozentig, dass ich gewonnen hatte», schilderte Sinkewitz das ungewöhnliche Ende seines Arbeitstages am 1. Mai.
Die halbherzige Gegenwehr seines Gegenspielers im Finale, Kurt-Asle Arvesen, passte ins Bild. Arvesen, der wohl stärkste Sprinter der Dreier-Spitzengruppe, blieb sitzen, als Sinkewitz 1000 Meter vor dem Ziel antrat. «Keine Kraft mehr nach einem anstrengenden Tag», begründete der Routinier aus Norwegen seine Lethargie, als Sinkewitz zu seiner Schlussattacke ansetzte. Vorher hatten sich beide Profis ausgiebig unterhalten: «Wir hatten uns abgesprochen, weiter Tempo zu machen, damit die Verfolger direkt hinter uns nicht mehr herankommen», erklärte der zweitplatzierte Norweger, den im entscheidenden Moment die Kräfte zu verlassen schienen.
Sinkewitz war es recht. «1996 gewann ich hier als Jugendfahrer, heute wieder. Damit habe ich mein Frühjahr doch noch gut abgeschlossen», meinte Sinkewitz, der die in ihn gesetzten Hoffnungen bis dahin nicht ganz erfüllt hatte. Seit seinem Sieg bei der Deutschland-Tour 2004 - vor Jan Ullrich - hatte er nie mehr an diese Leistungen anschließen können. Jetzt hofft er sogar, die kommende Tour de France im Trikot des deutschen Meisters zu bestreiten: «Die Deutsche Meisterschaft in Wiesbaden findet auch in Hessen statt und führt zum Teil auch durch den Taunus.»