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Rolf Aldag vom Team Telekom (l) lässt Benoit Poilvet (r) hinter sich.
12.07.2003 18:45
Sieg und Gelb für Virenque - Aldag Zweiter

Morzine-Avoriaz (dpa) - Richard Virenque hat wieder ein Mal große Tour-Schlagzeilen geliefert. Die erste Bergetappe der diesjährigen Tour de France, mit 230,5 Km von Lyon nach Morzine die längste der Jubiläums-Veranstaltung, wurde zum Triumphzug des immer noch populärsten französischen Radprofis.

Virenque, vor fünf Jahren nach dem Tour-Skandal ausgeschlossen, gewann die erste Alpen-Etappe in Morzine im Alleingang, wiederholte damit seinen Erfolg an gleicher Stelle vor drei Jahren und streifte sich das Gelbe und das Berg-Trikot über. Auf den zweiten Platz mit 2:29 Minuten Abstand kämpfte sich Rolf Aldag aus Ahlen. «Ob es der größte Erfolg meiner Laufbahn ist, weiß ich nicht, bestimmt aber der am schwersten erkämpfte», sagte der lange Westfale, der über sich hinauswuchs.

Zusammen mit Aldag, der an der vorletzten von fünf Steigungen passen musste, und Paolo Bettini (Italien), der kurz danach zurückfiel, hatte der 33-jährige Virenque schon kurz nach dem Start eine Ausreißergruppe gebildet. Aldag schob sich durch seine überraschende Tagesplatzierung auf Rang drei im Gesamtklassement hinter Virenque und Lance Armstrong (2:37 Minuten zurück).

Einen Tag vor der Königsetappe nach L'Alpe d'Huez ließen die Topfavoriten auf den Tour-Sieg, Armstrong und Jan Ullrich, anderen den Vortritt. Die beiden belauerten sich in der Verfolgergruppe, übernahmen aber nicht die Eigeninitiative. Beide rollten 4:06 Minuten hinter Virenque ins Ziel. An ihrer Seite überraschte lange Zeit Erik Zabel (Unna), der sonst im Hochgebirge Fahrern dieser Güte kaum das Wasser reichen kann. Auf den letzten Kilometern verlor der Telekom-Fahrer dann aber doch noch fast 21 Minuten auf diese Gruppe und belegte PLatz 113.

Der großen Hitze und dem erneut enormen Tempo fielen bereits zu Beginn der Gebirgs-Passagen der 90. Tour eigentlich bergfeste Profis zum Opfer. Sowohl der Giro-Gewinner Gilberto Simoni (Italien), der Armstrong vor der Tour den Kampf in den Bergen angesagt hat, als auch Telekom-Neuling Santiago Botero (Kolumbien) verloren wertvollen Boden. Dazu gaben einige prominente Fahrer, unter ihnen der vierfache Etappengewinner Alessandro Petacchi (Italien), auf.

Der Großteil der längsten Etappe über fünf Alpen-Pässe wurde von vier Ausreißern geprägt. Sofort nach dem Start hatten Aldag vom Team Telekom, der Weltcup- und Weltranglisten-Spitzenreiter Bettini und zwei weitere Fahrer attackiert. Die beiden Routiniers setzten sich zunächst durch und erhielten wenig später noch Gesellschaft von Virenque und Benoit Polvet (beide Frankreich).

Der mögliche Erfolg ihrer unmöglich erscheinenden Mission wurde davon begünstigt, dass eine geschlossene Bahnschranke das Verfolgerfeld 60 Km vor dem Ziel für 30 Sekunden aufgehalten hatte. Laut Reglement wurde diese Zeit nicht neutralisiert. 40 Km vor dem Ziel hatte das Quartett noch einen Vorsprung von über acht Minuten, aber auch noch zwei Anstiege vor sich. Aldag musste am Fuß des Col de la Ramaz als erster passen, kam wieder zurück und musste dann Virenque und Bettini doch ziehen lassen. Dann fiel der Italiener zurück und der umstrittene Franzose, im Vorjahr in ähnlicher Manier Sieger auf dem Mont Ventoux, nahm die letzten 28 Km als Solist in Angriff.

«Nach 12 Jahren wieder Gelb - das ist wie Magie. Es wäre schön, wenn ich das Trikot bis zum Zeitfahren am Freitag behalten könnte. Aber mein Hauptaugenmerk liegt realistischer Weise auf dem Berg- Trikot», sagte Virenque, dem der Bianchi-Teamchef Rudy Pevenage prophezeite, die Spitzenreiter-Position schon in l'Alpe d'Huez wieder räumen zu müssen. Mit der Ullrich-Vorstellung war Pevenage zufrieden: «Wir hatten keine Veranlassung zu attackieren. Jan hatte keinerlei Schwierigkeiten.»

Für die Tour-Debütanten Olaf Pollack (Kolkwitz) und Michael (Rich) vom Gerolsteiner-Team war die Jubiläums-Veranstaltung ebenso vorzeitig beendet wie für den Punktbesten Petacchi, den Esten Jaan Kirsipuu und den Spanier Jesus Manzana, der mit einem leichten Hitzschlag ins Krankenhaus gebracht werden musste. Damit ist der Kampf um das Grüne Trikot für Zabel, der nach seinem Sturz vom Vortag selbst erheblich angeschlagen in die 7. Etappe ging und besonders von zwei Schürfwunden an der Innenfläche der rechten Hand behindert wurde, übersichtlicher geworden.

Lyon - Morzine-Avoriaz (230,5 km)

RangNameZeit
1.Richard Virenque (Frankreich)6:06:03 Std.
2.Rolf Aldag (Ahlen)+ 02:29 Min.
3.Sylvain Chavanel (Frankreich)+ 02:45
4.Michael Rogers (Australien)+ 04:03
5.Stefano Garzelli (Italien)+ 04:06
6.Christophe Moreau (Frankreich)gleiche Zeit
7.Laurent Dufaux (Schweiz)gleiche Zeit
8.David Millar (Schottland)gleiche Zeit
9.Georg Totschnig (Österreich)gleiche Zeit
10.Alexander Winokurow (Kasachstan)gleiche Zeit
...
13.Grischa Niermann (Hannover)gleiche Zeit
21.Jan Ullrich (Scherzingen)gleiche Zeit
37.Jörg Jaksche (Ansbach)gleiche Zeit

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