Bordeaux (dpa) - Die deutschen Bahnradfahrer sind bei der Weltmeisterschaft in Bordeaux mit einem blauen Auge davon gekommen.
Dank eines fulminanten Schlussspurts, bei dem Christin Muche (Cottbus) sensationell den Titel im Keirin holte und Stefan Nimke (Schwerin) Bronze im Sprint gewann, konnte der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) seine Bilanz von zwei Mal Gold und einmal Bronze von der WM im Vorjahr wiederholen. Robert Bartko (Potsdam) hatte seinen Titel in der 4000-m-Einzelverfolgung verteidigt.
Das Debakel von Titelverteidiger René Wolff mit dem Aus bereits in der Qualifikation des Sprints sowie der sechste Platz des Vierers in der 4000-m-Mannschaftsverfolgung hatte noch für große Enttäuschung gesorgt. Zudem hatte Andreas Müller (Berlin) als Achter im Scratch einmal mehr nichts mit der Medaillenvergabe zu tun.
Muche verblüffte mit ihrem wahnsinnigen Antritt eine Runde vor dem Zielstrich Gegnerinnen wie Zuschauer. «Ich bin sprachlos. Das kann ich mir nicht erklären. Im Sprint hätte sie so auch eine Medaille geholt», sagte BDR-Sportdirektor Burckhard Bremer beeindruckt. Muche selbst weinte vor Glück bis weit nach der Siegerehrung. «Das ist einfach geil. Mein Trainer René Schmidt hat gesagt, ich solle ein Löwe sein. Das war ich», jubelte die erst 22 Jahre alte Lausitzerin.
Keirin-Europameisterin Muche ist damit seit 1997, als die Leipzigerin Judith Arndt Gold in der Einzelverfolgung gewann, die erste deutsche Bahn-Weltmeisterin. Den letzten Titel im Kurzzeitbereich gab es vor 20 Jahren, als Christa Rothenburger für die DDR in Colorado Springs nach dem Sprint ganz oben auf dem Treppchen stand.
Nimke fand unterdessen die Bestätigung, dass der Wechsel vom nicht mehr olympischen 1000-m-Zeitfahren in die Königsdisziplin richtig war. Mit Bronze, das er gegen den Franzosen Mickael Bourgain holte, geht er nun gestärkt in die Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 2008 in Peking gehen. «Eigentlich dachte ich schon, ich bin K.o. Das ganze Turnier bin ich mit einem dicken Gang gefahren. Aber nur so hatte ich Erfolgschancen», sagte der Mecklenburger. Dass er ausgerechnet Bourgain vor dessen Heimpublikum schlug, gibt dem Sieg eine besondere Würze. «Ich hatte Befürchtungen, dass die Stimmung hoch kocht. Aber es lief alles sehr fair ab.» Den Titel holte sich Theo Bos (Niederlande) gegen Craig MacLean (Großbritannien).
Enttäuscht hingegen sind die Zweier-Piloten Guido Fulst (Berlin) und Leif Lampater (Heilbronn). Nach 21 der 50 km stieg Lampater, der in Bordeaux bis dato lediglich einen Vierer-Lauf bestritten hatte, entkräftet vom Rad. «Es ging nichts mehr. Ich war einfach platt», erklärte er. Den Titel holten sich die Spanier Isaac Galvez/Joan Llaneras. Im Scratch der Frauen wurde Elke Gebhardt (Eichstetten) beim Sieg der Kolumbianerin Maria Luisa Calle Williams gute Fünfte.