Dresden (dpa) - Schlechte Karten für die Sprinter, beste Aussichten für die Allrounder: Bei den Deutschen Straßenmeisterschaften erwartet die Radprofis vom 24. und 25. Juni im sächsischen Klingenthal eine anspruchsvolle Strecke.
Nach dem Mannheimer Flachkurs 2005 bekommen es die bislang 158 gemeldeten Männer und 90 Frauen mit einem 29,5 km langen Stadt- und Straßenkurs durch das Vogtland zu tun. «In Klingenthal erwartet die Frauen und Männer die schwerste Strecke seit einem halben Jahrzehnt», sagte Burckhardt Bremer, Sportdirektor des Bund Deutscher Radfahrer (BDR), auf einer Pressekonferenz in Dresden. Jan Ullrich, zur Zeit bei der Tour de Suisse engagiert, hat über seinen Start noch nicht entschieden.
«Das Feld wird auf der selektiven Strecke schnell sortieren», sagte auch BDR-Präsident Rudolf Scharping. Denn Start und Ziel befinden sich auf 456 Höhenmetern im 9000-Einwohnerstädtchen Klingenthal, die Bergwertung auf der Passhöhe in Mühlleiten (864 ü NN) ist von der Rad-Elite über einen Kräfte zehrenden Anstieg mit acht Prozent Steigung zu erreichen. Insgesamt müssen die Männer auf sieben Runden 4200 Höhenmeter, die Frauen auf drei Durchläufen 1800 m bewältigen. «Wir verstehen das als Sichtung für die Weltmeisterschaften im September in Salzburg, wo es ähnliche Streckenanforderungen gibt», sagte Bremer.
Eine Woche vor der Tour de France (1. bis 23. Juli) haben zwar alle deutschen Spitzenfahrer, darunter T-Mobile-Kapitän Ullrich, der Berliner Jens Voigt (CSC) sowie Stefan Schumacher und Fabian Wegmann vom Team Gerolsteiner für die Männerkonkurrenz gemeldet. Wer tatsächlich an die Startlinie rollt, ist aber ungewiss. «Die Chancen, dass die Topleute starten, liegen bei 50 Prozent», meinte Bremer, der auch Danilo Hondo nach dessen Doping-Sperre keine Steine in den Weg legen möchte: «Wenn er die Lizenz hat, hat er auch Startrecht.»
Bei den Frauen wird es Vorjahressiegerin Regina Schleicher schwer haben. Ihr wollen Trixi Worrack (Equipe Nürnberger) und die Leipzigerin Judith Arndt mit T-Mobile Teamkollegin Ina-Yoko Teutenberg die Titelverteidigung schwer machen. Dem Vollblut-Sprinter Gerald Ciolek (Pulheim) vom Zweitliga-Team Wiesenhof-Akud, dem Überraschungsmeister des Vorjahres, werden diesmal keine Chancen eingeräumt.
Trotz des zur gleichen Zeit ausgetragenen Achtelfinals der Fußball-WM rechnen die Organisatoren mit 80 000 Radsportfans. Zudem überträgt das ZDF die Zielankunft der Männerentscheidung live. «Wir haben überlegt, den Termin zu verschieben. Dann war klar, dass wir beim engen Kalender der Topfahrer keinen Ausweichtermin anbieten können», sagte Bremer.