Stuttgart (dpa) - Nach den zahlreichen Doping-Skandalen zeigen die Fans für die Rad-Weltmeisterschaft in Stuttgart bislang nur wenig Interesse. Für die Veranstaltung vom 25. bis 30. September sind im Vorverkauf erst 874 Karten von 10 000 Tribünenplätzen im Zielbereich verkauft worden.
Hingegen wurden gut die Hälfte der 5000 Tickets in den Fanboxen abgesetzt. Nach übereinstimmenden Medienberichten forderten einige Stadträte in der Sportausschuss-Sitzung die Absage der WM. Für Sportbürgermeisterin Susanne Eisenmann kommt das aber nur bei weiteren Doping-Enthüllungen und der Streichung staatlicher Zuschüsse in Betracht.
Eine Absage fordert die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen. Die vom Bund vorgesehenen 150 000 Euro sollten nach Ansicht der Oppositionspartei für die Dopingbekämpfung eingesetzt werden. «Trotz Anstrengungen der Ausrichter der Rad-WM ist das Doping im Radsport offenbar nicht zurückzudrängen, daher kann in diesem konkreten Einzelfall aus Sicht von Bündnis 90/Die Grünen keine Förderung mit Steuergeldern in Betracht kommen», sagte der sportpolitische Sprecher Winfried Hermann.
Sollte die Bundesregierung ihre staatlichen Zuschüsse streichen, wäre das für Stuttgarts Sportbürgermeisterin Eisenmann «ein verheerendes politisches Signal». Als Folge wäre damit zu rechnen, dass das Land Baden-Württemberg zugesagte Mittel von 80 000 Euro zurückziehe. «Dann muss die Stadt über ihre Rolle als Ausrichter neu nachdenken», zitieren die «Stuttgarter Nachrichten» Eisenmann.
Eine Absage wäre jedoch teuer: Die Stadt steuert 2,3 Millionen zum 5 Millionen Euro umfassenden Etat bei, wovon bislang bereits drei Millionen Euro ausgegeben sind. Zudem droht dann ein Rechtsstreit mit dem Radsport-Weltverband, da die im Vertrag mit der UCI festgeschriebene Ausstiegsklausel am 1. September vergangen Jahres ablief. Ein Millionenloch droht, falls die Schweizer Firma Infront von ihrem Rücktrittsrecht bei einem Ausstieg der TV-Sender Gebrauch macht. Für die Vermarktungsrechte hat Infront 1,5 Millionen Euro bezahlt.