Berlin (dpa) - Die neue Richtung stimmt. Im Radsport scheinen die Zeichen des Frühjahrs aus der Doping-Affäre Fuentes und des «positiven» Tour-Siegers Floyd Landis richtig gedeutet worden zu sein.
Der in den Skandal verwickelte Teamchef Manolo Saiz erhält keine neue Lizenz vom Weltverband UCI, nach Deutschland-Tour-Chef Kai Rapp zeigte auch Jesper Worre, Direktor der Dänemark-Rundfahrt, Ivan Basso und allen im spanischen Doping-Sumpf steckenden Profis die Rote Karte.
Landis hat kaum noch Hoffnung auf Fortsetzung seiner Karriere. Bis auf Durchalte-Parolen treuer Fans auf seiner Homepage abgedruckt («nun ist die Zeit der Offensive gekommen») gibt es auch von dem angeblich auf ein Comeback zusteuernden Jan Ullrich nichts Neues. Dem ebenfalls Doping-verdächtigten Tour-Sieger von 1997 drohen weiterhin eine sportgerichtliche und zwei zivilrechtliche Verhandlungen.
Hans-Michael Holczer, Manager des Gerolsteiner-Teams, äußerte Genugtuung über den überfälligen Saiz-Rauswurf. Die Vereinigung der ProTour-Teams (IPCT) hatte den Spanier, dem jetzt noch langwierige juristische Schritte gegen die Lizenz-Verweigerung offen bleiben, schon davor aus ihrer Organisation geworfen. «Ich denke, die Öffentlichkeit hat eine solche Entscheidung erwartet und wäre im anderen Fall zu Recht entrüstet gewesen», sagte Holczer zum Urteil der Lizenz-Kommission, der von Saiz betriebenen Firma «Active Bay», die bis zuletzt auch dem in die Affäre verstrickten Profi Jörg Jaksche pünktlich weiter den Monatslohn überwies, keine Fahrerlaubnis für 2007 zu erteilen. Saiz gilt als einer der acht Hauptverdächtigen.
Landis, dem die Aberkennung seines Tour-de-France-Sieges droht, nannte seine Aussichten, in der neuen Saison zurückzukommen, in Interviews mit belgischen Zeitungen «extrem gering». In «Het Laatste Nieuws» und der «Gazet van Antwerpen» ordnete er seine Chancen vor der Verhandlung des US-Verbandes realistisch ein: «Wenn sie mich zwei oder vier Jahre sperren, ist es vorbei für mich. In dem derzeitigen System sehe ich nicht, dass ich noch einmal Rennfahrer sein werde». Sein Leben sei verpfuscht: «Mein Schwiegervater hat im August Selbstmord begangen. Er war mein bester Freund und größter Fan».
Nach dem Urteil des amerikanischen Verbandes gegen den in zwei Proben des Testosteron-Dopings überführten Landis bereitet sich die Tour-Organisation auf die nachträgliche Vergabe des Gelben Trikots an den formal Zweiten, Oscar Pereiro (Spanien), vor. Andreas Klöden, dessen neues Team Astana auf die ProTour-Lizenz im zweiten Nachsitz- Termin am kommenden Mittwoch hofft, könnte dann auf Rang zwei vorrücken. Das Thema Landis gilt bereits als erledigt. «Wir haben gerade das offizielle Tourbuch erhalten mit dem Landis-Konterfei in einem zersplitterten Spiegel als Titelbild», berichtete Holczer.
Die IPCT hat den Rauswurf des Teams Discovery Channel auf der Tagesordnung ihrer nächsten Sitzung am 11. Januar 2007. «Das Votum unserer Sitzung am 8. Dezember in Brüssel war klar», sagte Holczer. Team-Manager Johan Bruyneel, der mit Basso einen in die Doping-Affäre involvierten Fahrer entgegen der Absprachen mit allen Teamchefs verpflichtet hat, will am 11. Januar erscheinen und sich erklären.