Offenburg (dpa) - Sportlich voll auf Angriff, politisch dagegen enthaltsam: Nach ihrer olympischen Bronzemedaille von 2004 will Mountainbikerin Sabine Spitz bei den Spielen in Peking Gold oder Silber holen.
Kritik am Vorgehen der chinesischen Regierung in Tibet sieht sie aber nicht als ihre Aufgabe an. «Ich habe mir meine Gedanken gemacht. Doch was bringt es, wenn ich beispielsweise als eine unter wenigen der Eröffnungsfeier fernbleibe», sagte die Europameisterin bei einem «Bike-Talk» in Offenburg. «Es ist doch selbstverständlich, dass man es nicht für gut heißt, was in China zum Teil passiert. Aber wir sind Sportler, keine Politiker.»
Man hätte sich bei der Vergabe Gedanken machen müssen. «Nicht erst jetzt», erklärte die Weltmeisterin von 2003, die bei diesem Thema die Politik in der Verantwortung sieht. «Es gibt so viele Politiker, die dorthin reisen, mit einem Schweif aus der Wirtschaft hintendran. Da regt sich niemand auf, dass sich keiner der Politiker einmischt. Kein Politiker hat es geschafft, den Chinesen auf die Füße zu treten», sagte die Weltmeisterin von 2003 aus dem südbadischen Murg-Niederhof.
Auf dem Mountainbike will Spitz bei den Spielen vom 8. bis 24. August ganz nach oben fahren. «Wenn man bei Olympischen Spielen schon einmal erfolgreich war, will man das unbedingt wiederholen. Für mich gilt: Ich will eine andere Farbe als Bronze holen.» Sieben, acht Fahrerinnen gehörten zum Favoritenkreis. «Ich zähle auch dazu.»
Ihre derzeit gute Form, die sie am vergangenen Wochenende mit dem vierten Platz beim Weltcup in Madrid demonstrierte, spiele für China aber keine Rolle. «Was in den Wochen unmittelbar vorher passiert, ist wichtig», erklärte Spitz, die ein eigenes Profiteam unterhält. Sie wird vor Olympia ein Höhentrainingslager im Engadin absolvieren und sich vor der Reise nach China zur «Klimaanpassung und wegen der Zeitumstellung» eine Woche bei Nagano (Japan) aufhalten.
Vom Pekinger Stadtkurs ist Spitz «positiv überrascht. Der Charakter der Strecke gefällt mir, der Kurs hat Attribute, die mir entgegen kommen: Es gibt viele kurze Anstiege, bei denen Maximalkraft benötigt wird.» Die könnte bei manchen Konkurrentinnen womöglich durch Doping verstärkt werden, überlegt Spitz. «Die Vermutung liegt nahe, dass da bei manchen etwas läuft. Wenn man die Entwicklung mancher Gegnerinnen sieht, ist das schon auffällig. Es ist ein großes Thema, man darf sich davon aber nicht auffressen lassen», sagte die für ihre Antidoping-Haltung bekannte Athletin.
So verteidigt sie unangemeldete Trainingskontrollen ebenso wie die persönlichen Meldungen an die Nationale Anti Doping Agentur (NADA) über den Aufenthaltsort. Kürzlich wandte sie sich in dieser Sache gegen den Mountainbiker Lado Fumic, der sich durch die Meldeauflagen in seinen Persönlichkeitsrechten eingeschränkt sieht. Letztlich seien diese Maßnahmen «gut für die sauberen Sportler», meinte Spitz. Ihr Motto: «Einen zweiten Platz sauber zu erkämpfen ist besser, als Platz eins mit illegalen Mitteln zu erreichen.»