Saarbrücken (dpa) - Ex-Verteidigungsminister Rudolf Scharping ist neuer Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR).
Der 57-Jährige wurde auf der BDR-Bundeshauptversammlung in Saarbrücken erwartungsgemäß mit überwältigender Mehrheit von den rund 500 Delegierten aus 17 Landesverbänden gewählt. Scharping, der nach dem Rückzug von Mitbewerber Max Benz (35) vor vier Wochen einziger Kandidat war, will den Verband modernisieren und mit Hilfe von aktiven und ehemaligen Radstars mehr Menschen für «diese wunderschöne Welt einer Ausdauersportart» gewinnen. Zur Wahl Scharpings schickte Bundeskanzler Gerhard Schröder, aus dessen Kabinett der neue BDR-Chef 2002 freiwillig ausgeschieden war, umgehend ein Glückwunsch-Telegramm.
«Ich hoffe, dass wir nach diesen vier Jahren eine gute Bilanz ziehen können», meinte der Nachfolger von Sylvia Schenk, die im September von ihrem Amt wegen Querelen im Vorstand zurückgetreten war. Bis zu Scharpings Wahl hatte der Stellvertretende BDR-Präsident Fritz Ramseier kommissarisch den Verband geführt.
Mit Schwung und Teamgeist will Scharping den bisweilen verkrustet anmutenden BDR nun voranbringen. «Ich möchte nicht, dass der Radsport einmal in eine Situation gerät, wie es beim Tennis der Fall war nach den Abgängen von Boris Becker und Steffi Graf», so der entspannt wirkende Scharping. Für die Vereine müsste die Möglichkeit geschaffen werden, kinder- und familienfreundliche Angebote zu bieten. Helfen sollen dabei Stars wie Jan Ullrich & Co. In Aussicht stellte Scharping einen weiteren wirtschaftlichen BDR-Partner. Im Bereich Marketing schlug er unter anderem bundesweit greifende Maßnahmen für regionale Rundfahrten vor.
Ins Rollen gebracht hatte Ex-Radprofi Rudi Altig vor einem halben Jahr mit einem Anruf die Bewerbung des ehemaligen SPD-Kanzlerkandidaten. «Bei meinen Überlegungen spielte es auch eine Rolle, wie viel von der gewohnten Häme da wieder hoch schwappen wird. Aber es war weniger, als ich dachte», meinte Scharping. Richtig Fahrt nahm seine Kandidatur für die Spitze des BDR auf, als er bei einer Präsentation überzeugen konnte und Mitbewerber Benz vorzeitig aufgab. Einstimmig wurde Scharping in der Saarbrücker Kongresshalle aber nicht gewählt: «Es wäre ja auch vorsowjetlich, mit hundert Prozent durch die Landschaft zu marschieren.»
Die aus dem Präsidium ausgeschiedene Schenk nutzte indes die Gelegenheit, um sich «an der Basis» zu bedanken. Ihre ehemaligen Präsidiumskollegen bedachte sie aber mit keinem wohlwollenden Wort, nachdem sie im vergangenen Herbst den vermeintlichen Dopingfall von Bahnfahrer Christian Lademann (Berlin) öffentlich gemacht hatte und daraufhin zur Rücknahme ihrer neuerlichen Kandidatur gedrängt worden war. «Der BDR ist aber ein Teil meiner Biographie und ich bin ein Teil seiner - ob es einige wollen oder nicht», sagte Schenk, die vor vier Jahren in Hamburg an die Spitze gewählt worden war. «Es gab eine Phase, in der ich das Gefühl hatte, das Amt frisst mich auf», räumte sie ein. Nun sei es aber ganz leicht loszulassen. Lediglich einer der rund 500 Delegierten erhob sich zu ihrem Abschied.