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BDR-Präsident Rudolf Scharping stellt fest, dass die durch den Radsport eingeführten Blutprofile auch im Fall Schumacher Wirkung gezeigt haben. Foto: Archiv
15.10.2008 16:58
Rudolf Scharping im Interview: «Blutprofile für den ganzen Sport einführen»

Frankfurt (rad-net) - In deutlichen Worten hat Rudolf Scharping, Präsident des Bund Deutscher Radfahrer, in dieser Woche zur aktuellen Situation des Radsports in Deutschland Stellung genommen, dabei aber auch auf die Vorreiter-Rolle des Radsports im Anti-Doping-Kampf verwiesen. In einem ausführlichen Interview hat er sich dabei zu Sponsoringproblemen, Zukunft des Radsports, den Erfolgen im Anti-Doping-Kampf und einer einseitigen Berichterstattung einiger Medien geäußert.

Herr Scharping, mit welchen Gefühlen und Gedanken haben Sie als BDR-Präsident die Nachricht vom wahrscheinlichen Dopingfall Stefan Schumacher aufgenommen?

Rudolf Scharping: Das sind sehr schwerwiegende und gut untermauerte Vorwürfe. Sie kosten womöglich Schumacher die Karriere. Viel wichtiger ist aber: für den Profi-Radsport der Männer ist das jetzt endgültig ein Überlebenskampf. Da ist dann auch kein Platz mehr für Gefühle, da zählt nur konsequentes Handeln. Das sind wir dem ganzen Radsport, seinen Vereinen und der großen Mehrzahl sauberer Radsportler auch schuldig. Die sind, wie ich aus vielen Reaktionen ersehe, mehr als wütend.

Stefan Schumacher schweigt zu den Vorwürfen. Haben Sie versucht, mit ihm Kontakt aufzunehmen?

Rudolf Scharping: Nein. Wozu auch? Das ist ein genau geregeltes Verfahren. Das liegt jetzt bei einem unabhängigen Sportgericht. In Frankreich ist das übrigens nicht nur ein sportgerichtliches Verfahren, sondern womöglich auch ein Strafverfahren. Das geht in Deutschland nur über den Verdacht des Betruges und nicht über eine Strafbarkeit des Besitzes, für die ich immer eingetreten bin.

Sie fordern nicht nur eine Sperre, sondern wollen – wie auch Gerolsteiner-Teamchef Holczer – gerichtlich gegen Schumacher vorgehen. Welche Ziele stecken dahinter?

Rudolf Scharping: Wo schwerer und messbarer Schaden entsteht, werden wir den Ersatz einklagen und dazu laufen die entsprechenden Prüfungen.

Dieser erneute Dopingfall eines deutschen Spitzen-Radsportlers wird natürlich Folgen haben. Traditionsveranstaltungen, die sowieso schon Sponsoringprobleme haben, stehen nun noch näher vor dem Aus. Wie kann der BDR helfen?

Rudolf Scharping: Wir unterstützen Veranstalter, wo wir können. Es kann aber sein, dass einige Veranstaltungen nur noch in geänderter Form gerettet werden können. Wir werden das Menschenmögliche tun, damit unsere jüngeren Sportler nicht ausschließlich in ausländischen Teams, bei ausländischen Rennen und in einer manchmal doch sehr anderen Sportkultur eine Zukunft finden. Dieser Verantwortung sollten sich alle Beteiligten bewusst bleiben.

Andere Veranstalter wenden sich dem Amateurradsport, beispielsweise den Jedermannrennen zu. Hat der Profiradsport in Deutschland eine Zukunft?

Rudolf Scharping: Das hoffe ich und das ist Teil unserer Anstrengungen. Die Jedermannrennen habe ich immer unterstützt, schon beim Entstehen der Deutschland-Tour vor zehn Jahren. Die waren ja anfangs nicht überall beliebt. Und auch in Zukunft funktionieren Jedermannrennen am besten in Verbindung mit großen Rennen, wie Hamburg, Frankfurt und andere beweisen.

DOSB-Präsident Thomas Bach stellt die Glaubwürdigkeit des Radsports in Frage und sogar Forderungen nach einer Olympia-Pause werden laut. Ist Olympia ohne Radsport wirklich ein realistisches Szenario?

Rudolf Scharping: Das glaube ich nicht. Ich warte gespannt ab, ob jetzt wirklich alle Proben von den Olympischen Spielen in Peking auf CERA, auf Insulin oder anderes nachuntersucht werden. Der Sport hat insgesamt ein Problem namens Doping, das er in einem ständigen Kampf bewältigen muss. Da nur den Radsport herauszugreifen, wird dem Ernst der Herausforderung nicht gerecht. Ich frage mich deshalb auch, welche Initiativen ergriffen wurden, um alle internationalen Grenzwerte zu vereinheitlichen oder erst einmal da einzuführen, wo es noch gar keine gibt. Am besten wäre es, die schärfsten Grenzwerte und das System der Blutprofile, des Blutpasses im ganzen Sport einzuführen – nicht nur im Radsport, wo das ja alles schon verwirklicht ist.

Befürchten Sie, dass das öffentlich-rechtliche Fernsehen aus der Radsport-Berichterstattung aussteigt, oder haben Sie die Hoffnung, dass der Kampf gegen Doping angemessen wahr genommen wird?

Rudolf Scharping: Sagen wir es so: der BDR hat 2006 beschlossen, mit der Anlage von Blutprofilen zu beginnen. Wir haben das bei mehreren internationalen Veranstaltungen vorgestellt. Das Ergebnis sind diese Blutprofile im Blutpass der UCI. Diese Profile haben zum Beispiel Schumacher in das Visier der Fahnder gebracht. Nun gibt es seit wenigen Wochen den neuen Test auf CERA. Das alles zusammen bedeutet ein sehr dichtes und wirksames Netz aus Kontrollen und Analytik. Ich wundere mich, dass der Radsport hier nicht wahrgenommen wird als das, was er auch ist und übrigens auch sein muss: nämlich Vorreiter im Kampf gegen Doping. Für Deutschland füge ich hinzu: wir haben schon beim DOSB-Bundestag 2006 in Weimar erfolgreich durchgesetzt, dass Prävention gegen Doping ebenso ernst genommen wird. Wir praktizieren das seither, gemeinsam mit der Deutschen Sportjugend und mit der PH Heidelberg.
Was das Fernsehen angeht: lieber miteinander sprechen als übereinander. Das ist besser. Wenn alle Sportarten in Deutschland im TV nicht mehr gezeigt werden sollten, die international auch mit Doping zu kämpfen haben, dann gäbe es nur noch wenig Sport zu sehen, fürchte ich.

Der Bund Deutscher Radfahrer führt einen rigiden Anti-Doping-Kampf. Sehen sie sich da manchmal auf verlorenem Posten, im Vergleich zu anderen Nationen?

Rudolf Scharping: Nein. Ich werbe aber unverdrossen darum, nicht alles an Medaillen fest zu machen. Bei der WM hatten wir in sechs Wettkämpfen zwölf Top-Platzierungen, davon fünf Medaillen. Ich nenne als Beispiel einmal dies: was Trixi Worrack bei den Frauen oder Fabian Wegmann bei den Männern geleistet hat, war sensationell und spannend. Dass die Frauen im TV nicht zu sehen waren, ist ja fast schon eine Diskriminierung – so hat es ein Sprecher im Fernsehen genannt. Schade auch, dass so tolle Sportler wie John Degenkolb oder Patrick Gretsch manchen kaum eine Sekunde oder Zeile wert sind.

Dem Radsport gelingt es durch immer strengere Kontrollen immer mehr Betrüger zu entlarven. Das ist zum Wohle des Radsports, sollte man meinen. Das Gegenteil ist der Fall. Wie wollen Sie dem entgegenwirken?

Rudolf Scharping: Im deutschen Radsport hatten wir seit der schockierenden Enthüllungs- und Geständniswelle des Jahres 2006 noch zwei Fälle; den von Sinkewitz und den von Schumacher. Schlimm genug, aber der deutsche Radsport wird in Mithaftung genommen für internationale Fehlentwicklungen. Dabei wird manchmal übersehen, wie rigide auch Veranstalter in Deutschland vorgehen, wie die Deutschland-Tour oder andere. Diese zwei Jahre dauernden Streitereien zwischen UCI und ASO, also dem Veranstalter der Tour de France, sind zwar beigelegt – der Schaden aber ist eingetreten. Warum dafür aber deutsche Veranstaltungen abgestraft werden sollen, ist nicht logisch.

Wie bewerten Sie in diesen schweren Zeiten für den Radsport das Comeback von Lance Armstrong?

Rudolf Scharping: Er hat das nicht nötig und dem Radsport dient das nicht.

Zum Schluss eine persönliche Frage: Bei ihrem Amtsantritt 2005 hätten Sie sicher nicht geglaubt, dass Sie in den folgenden Jahren mehr über Doping als über den Sport diskutieren müssen. Mit welcher Freude erfüllt Sie heute Ihre Amt als Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer?

Rudolf Scharping: Wissen Sie was: es macht Spaß, nicht alles, aber das meiste. Ein Wochenende mit jungen Leuten aus dem Radsport diskutieren, einen Verein besuchen, die ganze Vielfalt von der Halle über die Bahn, MTB und alles andere – das ist schon ein toller Sport. Und die Modernisierung des BDR kommt voran, wenn auch ich dabei manchmal ungeduldig werde. Nie vergessen: Radsport in Deutschland – das sind auch 2600 Vereine, 5000 Breitensporttermine mit weit über 1,2 Millionen Teilnehmern und tollem Spitzensport.

Das Gespräch führte Frank Baer für das Fachblatt «Radsport»


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