Fromentine (dpa) - Der Präsident kommt. Bisher war Rudolf Scharping Dauer-Gast bei der Tour de France ohne bestimmte Funktion. Er kam als gemeiner Fan, Buch-Autor («Meine Tour de France» auf 195 Seiten) oder Kolumnist der Bild-Zeitung.
Diesmal reist er als neu gewählter Chef des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) an, hat sein Rad im Gepäck. «Ich werde einige Male da sein, in den Alpen, Pyrenäen, in Karlsruhe, Pforzheim und am Schluss in Paris», teilte der ehemalige Verteidigungs-Minister mit. Der 57-Jährige hat Tour-Erfahrung: «Ich war schon vor 20 Jahren dabei.»
Die bisherige Arbeit an der Verbandspitze, die gleich mit dem Doping-Fall Hondo unangenehm begann, bezeichnete er als «sehr intensiv». Dass die verschiedenen Paletten des Radsports vom Mountainbiking bis Kunstradfahren durch kurze Einspielungen bei den ZDF-Übertragungen der Tour populärer gemacht werden sollen, geht auf Scharpings Initiative zurück: «Ich gab einen Fingerzeig.» Probleme mit dem umstrittenen Sport-Direktor Burkhard Bremer hat er nicht. «Ich habe ihn als kompetenten Mitarbeiter kennen gelernt», sagte Scharping über den Berliner.
Jan Ullrich, mit dem er befreundet ist, komme ihm «stärker als letztes Jahr» vor. Aber auf einen Tour-Tipp wollte sich der Radsport-Fachmann nicht festlegen: «Ich kann nur für ihn hoffen und die Daumen drücken.» Auch den «Fall Zabel» behandelt er diplomatisch: «Menschlich tut mir die Nicht-Nominierung - eine Ausbootung würde ich das nicht nennen - leid. Sportlich mische ich mich nicht ein», sagte Scharping, der den Druck auf Ullrich bei der 92. Tour wegen der kompletten Ausrichtung des T-Mobile-Teams auf seinen einzigen Kapitän «größer als sonst» einschätzt.