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Michael Rogers aus Australien küsst nach seinem Sieg die WM-Goldmedaille.
29.09.2004 18:26
Rogers Zeitfahr-Weltmeister - Rich gewinnt Silber

Bardolino (dpa) - Der 24-jährige Michael Rogers konnte sich in Bardolino am Gardasee gleich über zwei WM-Goldmedaillen im Zeitfahren freuen.

Sieben Stunden nachdem dem Australier die Plakette der letztjährigen Titelkämpfe in Hamilton nachgereicht worden war, gewann er das Rennen über 46,75 km in 57:30,12 Minuten. Der 35-jährige Michael Rich (58:42,55) aus Emmendingen konnte sich am Ufer des Gardasees nach einer großen Aufholjagd über die dritte Vize-Weltmeisterschaft im Einzelzeitfahren seiner Karriere freuen.

Während der erkrankte Jan Ullrich das Bett hüten musste, holte sein Team-Kollege und Freund Alexander Winokurow (58:55,16), der in diesem Jahr nach seinem schweren Sturz bei der Tour de Suisse auf die Frankreich-Rundfahrt verzichten musste und die Vuelta aufgab, die Bronzemedaille. «Auf den ersten Kilometern habe ich zu viel verloren. Das war heute nicht unbedingt eine Michael Rich-Strecke und ich muss mich wohl langsam damit anfreunden, dass es nach so viel Silber kein Gold mehr für mich im Zeitfahren geben wird», sagte Rich, der im ersten Strecken-Viertel schon fast chancenlos wirkte: «Da habe ich kapiert, dass ich nicht mehr Weltmeister werden kann, aber ich habe weiter gekämpft.»

Sein Team-Kollege Uwe Peschel (59:58,87) aus der Gerolsteiner- Mannschaft, der kurzfristig für den an einer Magen-Darm- Infektion erkrankten Ullrich ins deutsche WM-Team gerutscht war, musste mit einem enttäuschenden 10. Platz zufrieden sein. «Ich habe am Anfang bei der Steigung vielleicht etwas überrissen. Am Schluss fehlte mir etwas die Kraft. Diese Platzierung ist enttäuschend für mich - ein so schlechter Zeitfahrer bin ich nicht», sagte der WM- Dritte von Hamilton, der im Geiste schon fast im Urlaub war, als in der Hilferuf vom Gardasee erreichte.

Der Kurs durch die Weinberge oberhalb von Bardolino war mit zwei Steigungen mit einer Länge von über vier Kilometern sehr selektiv. Bei der ersten Zwischenzeit nach 6,3 Kilometern hatte Winokurow, dessen Saison so unglücklich verlief, noch geführt. Danach kam Rogers, der zu diesem Zeitpunkt nur auf Rang vier lag, eindrucksvoll zurück und ließ der Konkurrenz keine Chance mehr.

«Gold auf diese Weise zu holen, ist sehr viel befriedigender als am Grünen Tisch. Endlich hat es mit dem Titel im Zeitfahren mal geklappt. Jetzt kann ich das Kapitel schließen und mich neuen Zielen zuwenden. Ich will in Zukunft in der Tour de France Großes leisten», versprach der weißblond gefärbte Australier, der an der Seite von Patrik Sinkewitz beim italienischen Quick-Step-Team fährt.

Die Zeitfahr-WM der Elitefahrer, bei der neben anderen so starke Spezialisten wie der erkrankte Ullrich und der seit Anfang August in Urlaub befindliche Lance Armstrong fehlten, begann kurios. Viereinhalb Stunden vor dem Startschuss wurden bereits drei Medaillen vergeben. Der Radsport-Weltverband UCI reichte die neu verteilten Plaketten der vergangenen WM in einer kurzen Zeremonie im Garten des Parkhotels Gritti nach. «Das war schon alles ein bisschen seltsam», sagte Rich.

Rogers rückte nach der Doping-Sperre des Hamilton-Siegers David Millar (Schottland) zum Weltmeister auf. Peschel bekam aus der Hand des UCI-Präsidenten Hein Verbruggen in Bardolino die Silbermedaille, sein Team-Kollege Rich, in Hamilton Vierter, wurde nachträglich mit Bronze dekoriert. Wegen einer zu erwartenden Doping-Sperre fehlte in Bardolino auch der Zeitfahr-Olympiasieger Tyler Hamilton (USA).


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