Frankfurt (rad-net) - In wenigen Wochen beginnen in Glasgow die Super-Weltmeisterschaften. Erstmals in der Geschichte des Radsports werden - bis auf Querfeldein - alle Weltmeistertitel an einem Ort vergeben. Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) hat in vielen Disziplinen große Medaillenchancen. Eine aussichtsreiche Kandidatin im Straßenrennen ist Ricarda Bauernfeind, die am Wochenende in Donaueschingen erst einmal um nationale Meisterehren kämpft.
Ricarda Bauernfeind gehört am Wochenende bei den Deutschen Straßenmeisterschaften zu den Favoritinnen. Auch in Glasgow wird die 23-Jährige vermutlich um die Medaillen mitfahren. Sie ist in kurzer Zeit in der Weltspitze angekommen.
Als U19-Fahrerin zog es sie auch zunächst auf die Bahn. Sie gewann 2017 den DM-Titel in der Mannschaftsverfolgung und siegte ein Jahr später zusammen mit Katharina Hechler bei der Madison-DM. Bei der Junioren-Bahn-EM 2018 gewann sie ihre erste internationale Medaille, wurde Dritte in der Mannschaftsverfolgung.
Einem größeren Publikum fiel sie erstmals 2021 auf, als sie Dritte bei den deutschen Straßenmeisterschaften wurde. Hinter Lisa Brennauer und Lisa Klein sprintete sie auf dem schweren Stadtkurs von Stuttgart zur Bronzemedaille. Da fuhr sie noch für ihren Heimatverein, die RSG Ansbach in Bayern, wo sie mit viel Ehrgeiz aber ohne großen Druck ihre Karriere vorantrieb, betreut von Bodo Schwager, der sie entdeckte und förderte, sie auch losließ, als sie Ende der 2010er Jahre eine Auszeit nahm, das Rad für einige Zeit in die Ecke stellte und sich vornehmlich ihrem Studium widmete, Fachrichtung Lehramt mit Fachrichtung Sport, Ernährung, Hauswirtschaft.
Als sie wieder intensiver auf dem Rennrad trainierte, fand sie plötzlich auch Gefallen an bergigen Straßenrennen. Dabei hat sie früher Berge gehasst. Längst waren einige Profiteams auf die junge Bayerin aufmerksam geworden, doch Ricarda Bauernfeind ließ sich Zeit. Schließlich bekam Ronny Lauke und sein Nachwuchsteam Canyon-Sram den Zuschlag. «Mario Vonhof hat das damals vermittelt», erinnert sich Lauke. Vonhof ist Landestrainer in Bayern, kennt Ricarda Bauernfeind genau, ist inzwischen ihr Heimtrainer und wusste, dass sie in diesem Nachwuchsteam erst einmal gut aufgehoben war. Er begleitet ihre Karriere schon seit Jahren, hat alle ihre Entscheidungen mitgetragen, sie immer unterstützt. «Wenn sie gesund bleibt und den Spaß behält, dann wird ihr Weg noch weit nach oben führen», ist Vonhof überzeugt.
2022 startete Bauernfeind durch: gewann die deutschen Meistertitel in den Klassen U23 auf der Straße und im Zeitfahren, wo sie fast 20 Sekunden schneller fuhr als die spätere Elitemeisterin und Ex-Weltmeisterin Lisa Brennauer, wurde WM-Dritte auf der Straße und im Einzelzeitfahren der Klasse U23, und siegte mit der deutschen Mixed-Staffel bei den Europameisterschaften.
Zur Saison 2023 wechselte Bauernfeind von der Nachwuchsmannschaft zum UCI Women's WorldTeam Canyon-Sram. «Sie ist reif für die WorldTour», sagt ihr Teamchef Ronny Lauke. Und bestätigte das mit Rang fünf im Gesamtklassement der Spanien-Rundfahrt der Frauen im Frühjahr diesen Jahres. Besonders begeisterte Ricarda Bauernfeind bei der Bergankunft in Spanien, wo sie hinter Demi Vollering und Weltmeisterin Annemiek van Vleuten den dritten Platz belegte. Zuvor war sie schon in der Andalusien-Rundfahrt Gesamtdritte. «Da habe ich zum ersten Mal gesehen, dass ich Berge kann», erzählt die 23-Jährige. Die Thüringen-Rundfahrt, die sie im letzten Jahr auf Platz fünf beendete, musste sie diesmal krankheitsbedingt vorzeitig aufgeben. Aber zur Deutschen ist sie wieder rechtzeitig fit. Und will am Wochenende um die Medaillen fahren.