Bordeaux (dpa) - Mit 30 Jahren ist Schluss. Rene Wolff wird 2008 nach den Olympischen Spielen in Peking seine sportliche Laufbahn beenden.
«Ich höre als Olympiasieger auf», lautet seine klare Ansage, «ich werde dann 30 sein. Das ist ein guter Zeitpunkt, aufzuhören.» Doch bis dahin will der Erfurter, der vor gut einer Woche 28 Jahre alt geworden ist, der Konkurrenz das Hinterrad zeigen. Bei der Bahnrad-Weltmeisterschaft in Bordeaux startet der Sprinter seine lange Abschiedstour und peilt am Ostersonntag den erneuten Titelgewinn an. «Ich bereite mich auf den Sprint vor. Und da ist die Titelverteidigung ganz klar das Ziel», kündigte er an.
Im Vorjahr war Rene Wolff in Los Angeles mit dem WM-Titel in der Königsdisziplin Sprint der endgültige Durchbruch gelungen. Erst als fünfter Deutscher nach Willy Arend (1897), Walter Rütt (1913), Michael Hübner (1990, 1992) und Jan van Eijden (2000) wurde dem Erfurter dafür das Regenbogen-Trikot übergestreift. Und dieses Gefühl möchte der Schützling von Trainer Jochen Wilhelm noch einmal erleben. «Nur Gold bei Olympia könnte das toppen. Wer einmal oben stand, will weiter oben stehen», gab er zu.
Für dieses Ziel hat Rene Wolff geschuftet. Anders als in den Jahren zuvor ist er in der Vorbereitung durch die Knochenmühle der Sechs-Tage-Rennen gegangen. «Ich bin in einem Trainingsalter als Sportler, in dem man nicht mehr die Trainingsumfänge erhöhen kann. Da muss man neue Wege gehen. Außerdem ist Wettkampf das beste Training. Umso besser kann ich Spurt fahren», berichtete Wolff, der seit seinem achten Lebensjahr Radsport betreibt.
Nicht unwichtig aber war für ihn auch der Nebeneffekt des Geldverdienens. «Ich habe ein Familie zu ernähren. Deswegen hatte das natürlich auch finanzielle Hintergründe», sagte Wolff. Zwar ist er nicht verheiratet, aber mit Freundin Sandy ist er seit Jahren liiert und hat mit ihr zusammen den fast zweijährigen Sohn Pepe und seit dem vorigen August Tochter Momo. «Wir können uns immer nur zwei Buchstaben pro Kind merken», scherzte er über die Namen seiner Kinder.
Die Familie ist es auch, die ihn zum Karriereende in zwei Jahren bewegt. Mehr Zeit will er für diese haben, sich mehr einbringen. Denn durch seine zahlreichen Trainingslager und Wettkampfreisen kommen seine Lieben zu Hause zu kurz. Im Vorfeld der WM zum Beispiel war Wolff mit der Nationalmannschaft für dreieinhalb Wochen in Südafrika. «Ich mache es meiner Frau schwer, wenn ich weg bin. Und zum anderen verpasse ich auch viel zu Hause», erzählte er.
Allerdings hat es der ehrgeizige Athlet trotz der Mehrfachbelastung geschafft, sein Studium der Philosophie und Literatur so weit voranzutreiben, dass er im Semester nach der WM seinen Abschluss als Bachelor machen kann. «Das ist nur ein Semester über der Regelstudienzeit», sagte er mit Stolz.