Aubisque (dpa) - Spitzenreiter Michael Rasmussen hat seinen Vorsprung auf der «Königsetappe» der diesjährigen Chaos-Tour auf die gesamte Konkurrenz mit seinem zweiten Etappensieg ausgebaut.
Dieser erneute Erfolg schien jedoch lange wertlos, da es bei der Frankreich-Rundfahrt nach dem Abgang des kompletten Astana-Teams um den gedopten Alexander Winokurow einen erneut positiven Befund gab, der Rasmussen hätte betreffen können. Aber gleichzeitig mit dem Etappensieg des Dänen nach 218,5 Kilometern auf dem letzten Pyrenäen-Berg Aubisque war der Italiener Cristian Moreni vom Cofidis-Team als Doper entlarvt worden. In seiner Urinprobe fanden sich Spuren von Testosteron. Vor dem 16. Teilstück hatte Moreni an 58. Stelle in der Gesamtwertung gelegen. Auf der Etappe von Marseille nach Montpellier war er 102. geworden.
Der 33-jährige Rasmussen, der wie sieben andere Fahrer nach der 11. Etappe in Montpellier zur Doping-Kontrolle musste, trägt also weiter das Gelbe Trikot. Die Tour-Spitze hatte er sich mit seinem ersten Etappensieg in Tignes in den Alpen geholt. «Auf mich entlädt sich nach dem Astana-Weggang der ganze Frust der Zuschauer. Angesichts dieser ständigen Anfeindungen, wächst mein Respekt vor Lance Armstrong von Tag zu Tag», sagte Rasmussen.
Unter Zuschauer-Pfiffen war der ungeliebte Däne in Orthez gestartet. Einen Tag nach dem Aus für Doping-Sünder Winokurow und dessen Astana-Team mit dem Wahlschweizer Andreas Klöden verzögerten acht Teams, darunter die beiden deutschen Mannschaften T-Mobile und Gerolsteiner, aus Protest gegen Doping im Radsport und den Umgang der Gremien damit demonstrativ den Start. Sie gingen mit rund einer Minute Verspätung auf die Strecke.
Rasmussen baute sein Zeitpolster im Ziel der 16. und schwersten Etappe der 94. Tour weiter auf 3:10 Minuten vor dem Spanier Contador aus. Dritter mit 5:03 Minuten Rückstand bleibt der Australier Cadel Evans, der von den Dreien als bester Zeitfahrer gilt. Die gegen den restlosen Verlust ihrer Glaubwürdigkeit anstrampelnde Tour wird wahrscheinlich am 28. Juli beim Kampf gegen die Uhr in Cognac über 55,5 Kilometer entschieden. Der Amerikaner Levi Leipheimer, im Vorjahr noch in Diensten von Gerolsteiner, rückte auf 56 Sekunden an Evans heran.
Die letzte Fahrt durch die Pyrenäen bot den 150 noch im Rennen befindlichen Profis ein Profil von fünf Anstiegen. Das Ziel lag nach einer 17 Kilometer langen Steigung auf 1310 Meter Höhe auf dem Aubisque. Vier Ausreißer, ausnahmslos Spanier, wurden von Rasmussen, Contador und Co. am Schlussanstieg gestellt. Dort fand zunächst die nächste bizarre Leistungs-Show der beiden Spitzenreiter statt. Doch diesmal hielt zunächst Leipheimer mit, der kurz vor dem Ziel sogar Contador stehen ließ. Der Kalifornier passierte 25 Sekunden nachRasmussen das Ziel. Dort rührte sich bei den Zuschauern kaum eine Hand zum Applaus für den Dänen.
Einen großen Zeitverlust musste Jens Voigt vom Team CSC einstecken, der unterwegs stürzte und sich vom Tour-Arzt behandeln lassen musste.