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UCI-Präsident Pat McQuaid sitzt bei einer Pressekonferenz.
02.03.2008 12:27
Radsport-Streit: UCI droht - ASO will Abspaltung

Paris/Berlin (dpa) - Eddy Merckx bangt um die Würde des Radsports, Johan Bruyneel spricht von «Anarchie», und der überfordert wirkende UCI-Chef Pat McQuaid droht mit Sperren:

Der erbitterte Streit zwischen UCI und der Verlagsgruppe ASO scheint eine Woche vor dem ersten großen europäischen Etappenrennen Paris-Nizza weit entfernt von einer einvernehmlichen Lösung. Nachdem sich die Vereinigung der Profiteams AIGCP gegen UCI-Weisung für einen Start unter Oberaufsicht des französischen Verbandes entschieden hatte, geizte McQuaid nicht mit eher hilflosen Drohgebärden.

«Die UCI könnte Fahrer sperren. Das wollen wir aber nicht, weil die Profis nicht zu Opfern der Organisatoren und ihrer Vereinigung werden sollen», erklärte der Ire. In einer Pressemitteilung legte die Dach-Organisation, die von einem «illegalen Rennen» sprach, nach und stellte «Sperren bis zu sechs Monaten» und den Verlust des Versicherungsschutzes für die Profis in Aussicht. Würden tatsächlich Sperren ausgesprochen werden, müsste der gesamte Rennbetrieb mangels Masse ruhen.

Die Fahrer, ihre Teams, Sponsoren und vor allem die ASO als Organisator so wichtiger Rennen wie der Tour de France, Paris- Roubaix, Lüttich-Bastogne-Lüttich, Paris-Nizza oder Critérium International hören deshalb nicht auf die Drohungen vom UCI-Sitz am Genfer See. Die Amaury Sport Organisation ASO, der nachgesagt wird, jetzt auch alle Rechte der Spanien-Rundfahrt erwerben zu wollen, marschiert weiter unbeirrt in Richtung Abspaltung vom Dachverband.

Paris-Nizza ist nur ein Testballon. «Das ist der Probelauf für die Tour de France», vermutet auch Hans-Michael Holczer, der Chef des Gerolsteiner Teams, der am Sonntag ein in Zukunft für die Lizenzen zuständiges Dreier-Gremium aus UCI, ASO und AIGCP forderte. «Das ist die letzte Chance», sagte Holczer der Deutschen Presse-Agentur dpa. Davon, dass die AIGCP-Entscheidung für einen Start in Paris angeblich nicht einstimmig gefallen sei und einige Teams mit einem ASO-Vertrag regelrecht «überfahren» wurden, weiß Holczer nichts: «Bei meinen Kontakten unter den Teamchefs war nicht die Rede davon. Allerdings muss der von uns unterzeichnete Vertrag mit der ASO nachgebessert werden, gerade wegen der Versicherungsfragen.»

Eine eigene Rennserie etwa nach Formel 1-Vorbild im Radsport ist zwar weiter Zukunfts-Musik. Aber das Bemühen darum ist unverkennbar. Die französische Lagardère-Gruppe, die die Deutschland-Tour und die Vattenfall Cyclassics in Hamburg für einen angeblich zweistelligen Millionenbetrag kaufte, baut seine Aktivitäten im Radsport immer mehr aus. Dem Misch-Konzern - Jahresumsatz: 14 Milliarden Euro - gehört nach «Spiegel»-Informationen bereits ein Viertel der ASO. Dieses «Team» hätte sicher Kapazitäten für eine solche Serie.

Aufsichts-Gremium im Rennen nach Nizza ist die französische Radsport-Föderation, die auch die Doping-Kontrollen leitet. So soll auch bei der am 5. Juli in Brest beginnenden Tour verfahren werden. Weder beim 66. Traditionsrennen zur Cote d'Azur noch bei der Frankreich-Rundfahrt wird der jeweilige Sieger Alberto Contador (Spanien) am Start sein. Sein Astana-Team, neuerdings vom einstigen Lance Armstrong-Intimus Bruyneel geleitet, erhielt die Rote Karte. Mit drei Dopingfällen hatte die Formation aus Kasachstan großen Anteil am Erscheinungsbild der «Chaos-Tour» 2007. «Den Fehler, Astana zu vertrauen, machen wir nicht noch einmal», hatte Prudhomme erklärt.

«Alle sprechen vom schlechten Image des Radsports wegen der Doping-Skandale. Dieser Vorwurf trifft zu», sagte Bruyneel, der selbst unter Verdacht stand, die Erfolgsserie Armstrongs nicht immer mit korrekten Mitteln hinbekommen zu haben. «Aber das andere Bild, das die Welt vom Radsport hat, ist die absolute Unfähigkeit, die eigenen Probleme zu lösen», fuhr der Belgier fort. Bruyneel: «Ich weiß nicht, was schlimmer ist.» Sein Landsmann Merckx, eine Art «Elder Statesman» der Sparte, mahnte am Wochenende zur Einigung. «Unser Sport muss endlich aus der Krise. Ihm muss geholfen werden, seine Würde zurück zu erlangen».


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