Freiburg (dpa) - Andreas Klöden setzte die Tradition fort und Jan Ullrich unterstrich sechs Tage vor dem Start der 91. Tour de France seine Topform: Die deutschen Straßenmeisterschaften in Freiburg verliefen vor 100 000 Zuschauern ganz nach dem Wunsch des T-Mobile-Teams.
Klöden holte sich nach 210 Km seinen ersten Titel im Alleingang, trat die Nachfolge Erik Zabels an und sorgte dafür, dass das Meister-Trikot zum 12. Mal in Serie im Besitz des Bonner Teams blieb.
Ullrich, der seinem Team-Kollegen und Freund Klöden den Weg zum Sieg ebnete, setzte auf Rang sieben mit einer starken Leistung seine Einschüchterungs-Politik gegen den fünffachen Toursieger Lance Armstrong fort. «Wenn ein Team den Sieger stellt, ist das Rennen immer wunschgemäß gelaufen. Klöden ist ein würdiger Sieger. Wir waren als Mannschaft heute sehr stark - das macht mich für die Tour sehr optimistisch», sagte Ullrich.
Der 30-jährige Olympiasieger unterstrich mit seiner starken Fahrweise und optimalem Wettkampf-Gewicht seine Top-Verfassung für den Saisonhöhepunkt in Frankreich. Über die tatsächliche Form Armstrongs, der die Tour als erster Profi zum sechsten Mal gewinnen will, besteht Unklarheit. Die Generalprobe vor 14 Tagen hatte der Texaner bei der Dauphiné Libéré überraschend verloren. «Meine Angst zu scheitern ist größer als meine Freude über einen Sieg. Ich will nicht versagen, ich will nicht verlieren. Ich will meine Fans und ich will mich selbst nicht enttäuschen», sagte Armstrong in einem Interview mit der «Welt am Sonntag».
Klöden, der nach viel Verletzungs- und Krankheits-Pech in den vergangenen Jahren langsam an seine Super-Form des Jahres 2000 anzuknöpfen scheint, setzte in Freiburg eine Tradition fort. Seit 1993 hat das Team Telekom, jetzt als Team T-Mobile unterwegs, den Titel abonniert. «Der Titel hat ganz große Bedeutung für mich und ich habe ihn auch der tollen Mannschaftsleistung zu verdanken. Das gebe ich bei der Tour de France zurück», versprach Klöden.
Die letzten drei Runden nahm eine 15 köpfige Spitzengruppe in Angriff, in der Ullrich vier Helfer aus seinem Team hatte. Obwohl auch die großen deutschen Nachwuchs-Hoffnungen Patrik Sinkewitz (Fulda/Quick Step) und Fabian Wegmann (Münster/Gerolsteiner) in der Spitzengruppe fuhren, hatten sie gegen das überragende Tandem Ullrich/Klöden keine Chance.
Die Berghauser Kapelle bildete mit zum Teil elf Steigungs-Prozenten die steilste Stelle des Parcours. Dort erfolgte in der letzten Runde der entscheidende Angriff des Bronzemedaillen-Gewinners von Sydney. Ullrich sicherte den Rückraum ab und hätte bereit gestanden, wenn sein Freund geschwächelt hätte. «Hätte Sinkewitz Klöden nachgesetzt, hätte ich sicher folgen können», sagte Ullrich nach dem Rennen.