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Jan Ullrich prüft die Bremsen seines Rades.
29.06.2006 19:57
Radiosender nennt Namen: Ullrich und Basso dabei

Madrid/Straßburg (dpa) - Der am 1. Juli beginnenden Tour de France droht der Verlust seiner Superstars. Die 93. Auflage muss in Straßburg möglicherweise ohne die Topfavoriten Jan Ullrich und Ivan Basso gestartet werden.

Nach Informationen des spanischen Radiosenders Cadena Ser, der auf die Aufhebung der Informationssperre durch den Ermittlungsrichter reagierte, tauchen die Namen des T-Mobile-Kapitäns und des italienischen Giro-Gewinners im polizeilichen Ermittlungsbericht zur Doping-Affäre auf. Nach einer Entscheidung des Internationalen Gerichtshofes CAS in Lausanne kann das «Astana-Würth»-Team starten. Die Organisatoren hatten die Mannschaft ausgeladen.

Ullrich hatte bereits am Vortag jegliche Verwicklung in die Affäre bestritten. «Ich beteure nochmals meine Unschuld. Ich habe damit nichts zu tun», wiederholte Ullrich, der gesagt hatte: «Ich habe noch nie in meiner Karriere betrogen». Auch die Vorwürfe der spanischen Tageszeitung «El País» wies Ullrich nachdrücklich zurück: «Ich habe mit den Spekulationen einer spanischen Tageszeitung nichts zu tun. Ich habe einen Anwalt eingeschaltet.»

Auch Basso weist die Anschuldigungen zurück. «Er hat gesagt, dass er damit nichts zu tun hat», erklärte ein Sprecher seines CSC-Stalls. Nachdem der Ermittlungsrichter Antonio Serrano die Geheimhaltung aufgehoben hatte, wurden 12 Fahrernamen genannt. Davon stehen neben Ullrich und Basso folgende Profis in der noch gültigen Starterliste der Tour: Oscar Sevilla, Francesco Mancebo, Juan-Antonio Flecha, Joseba Beloki (alle Spanien) und Giovanni Lombardi (Italien). Die Tour-Organisation erklärte, sie reagiere nicht, bevor von offizieller Seite juristisch relevante Vorwürfe bekannt würden. Die Team-Präsentation in der Innenstadt begann wie vorgesehen.

«Wir haben nach dieser Information noch ein Mal mit Ullrich und Sevilla geredet, und sie haben uns erneut bestätigt, nicht in die Affäre verwickelt zu sein. Wir unternehmen alles, um in diese Sache Licht zu bringen», sagte T-Mobile-Kommunikationsleiter Christian Frommert. Fünf Wochen nach der Aufdeckung des Skandals haben die Ermittler die 58 angeblich verwickelten Radprofis nach Informationen der Zeitung «El País» identifiziert. In einem 500 Seiten starken Bericht der Guardia Civil würden die Sportler namentlich genannt, schrieb das Blatt. Auch die gegen sie vorliegenden Indizien seien darin aufgelistet. T-Mobile hat nach Aussage von Sprecher Stefan Wagner die Liste von der Guardia Civil angefordert.

Bassos Team-Kollege Jens Voigt (Berlin) reagierte in Straßburg, kurz bevor bekannt wurde, dass auch sein Kapitän verwickelt sei, heftig: «Zieht sie raus und werft sie auf den Scheiterhaufen. Anscheinend ist das eine größere Geschichte als der Festina-Skandal von 1998. Ich hätte nicht geglaubt, dass so eine große Sache jahrelang illegal funktioniert. Da kann was Schlimmes auf uns zukommen.»

Erik Zabel hatte von einem drohenden «Flächenbrand, der nicht mehr zu löschen ist», gesprochen. Der Weltverband UCI verlangte inzwischen von allen Tourstartern eine Ehrenerklärung, nicht in den spanischen Doping-Skandal verwickelt zu sein. Fahrer, die diese Erklärung nicht unterschreiben, würden durch andere ersetzt. Sollten falsche Erklärungen abgegeben werden, drohen laut UCI Geldstrafen und Tour-Ausschluss.

In dem Bericht der Guardia Civil werde eine mutmaßliche Verwicklung Ullrichs erwähnt. Allerdings schließen die Ermittler laut «El País» nicht aus, dass es sich bei einem der von dem Doping-Ring benutzen Codenamen auch «um einen anderen Jan» handeln könnte.

Als erster Fahrer der Tour de France stellte sich bereits der Kasache Alexander Winokurow vom «Astana-Würth»-Team in Straßburg einem Urin-Dopingtest. «Ich habe volles Vertrauen zum Schiedsgericht und hoffe, beim Start der Tour dabei zu sein», sagte er. «Es gibt keinen Beweis gegen unsere Mannschaft.» Bei der Präsentation der Teams bekam der Tourdritte von 2003 großen Applaus.

Der CAS entschied in Winokurows Sinn. Es gebe keine offiziellen Informationen spanischer Behörden zur Verwicklung des Teams in den von spanischen Medien ausgelösten Dopingskandal, hieß es zur Begründung.


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