Stuttgart (dpa) - Das Zögern das Radsport-Weltverbandes UCI lässt wieder Zweifel an der Austragung der Straßenrad-Weltmeisterschaften Ende September in Stuttgart aufkommen.
Es fehle noch immer die Unterschrift des UCI unter der ausgehandelten Anti-Doping-Vereinbarung, sagte die Stuttgarter Sportbürgermeisterin Susanne Eisenmann (CDU) der Deutschen Presse-Agentur dpa. Das Bundesinnenministerium (BMI) habe dem UCI daher eine Frist bis zum 26. Juli gesetzt. «Die Vereinbarung ist die Grundvoraussetzung für die Ausrichtung der Rad-WM», sagte Eisenmann.
Sie erwarte, dass UCI-Chef Pat McQuaid nun unterschreibe. «Die UCI-Unterschrift ist die einzige, die noch fehlt», erklärte die Vorsitzende des Organisationskomitees. Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) sowie BMI, baden-württembergische Landesregierung und Stadt hätten das umfangreiche Anti-Doping-Paket unterzeichnet.
Zwar habe der positive Doping-Befund bei Rad-Profi Alexander Winokurow (Astana) während der Tour de France nichts an der grundlegenden Haltung der Stadt geändert, doch seien es bis zur WM vom 25. bis 30. September nur noch zwei Monate, betonte Eisenmann. Die CDU-Politikerin hatte zudem schon nach der positiven A-Probe bei T-Mobile-Fahrer Patrik Sinkewitz erklärt, an der Ausrichtung der WM festzuhalten und war dabei vom Gemeinderat unterstützt worden.
«Wir stehen daher unter Zeitdruck», sagte die verärgert wirkende Politikerin, «denn wenn man unangemeldete Trainingskontrollen durchführen will, bringt es nichts, wenn man damit erst zwei Wochen vor der WM beginnt.» Daher habe sie für die Woche nach dem Ende der Tour de France das erste Treffen der für die Umsetzung der Anti-Doping-Maßnahmen vorgesehenen Steuerungsgruppe einberufen. Zu der Gruppe gehören neben Eisenmann auch Vertreter von UCI, BDR sowie der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) und der nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA).
Die SPD hat derweil Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) aufgefordert, den Zuschuss zur Rad-WM zu streichen. Der Fall Winokurow zeige sehr klar, «dass die Doper-Mentalität im Radsport ungebrochen ist», sagte die sportpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Dagmar Freitag, in Berlin. Unter diesen Umständen könne ein Zuschuss aus öffentlichen Mitteln nicht mehr verantwortet werden. Auch wenn es nicht der Entscheidung des Bundes obliege, wäre eine Absage der WM die konsequenteste Lösung. «Der Radsport braucht eine Denk- und Fahrpause», erklärte Freitag.
Die für die WM geplanten Anti-Doping-Maßnahmen beinhalten auch die Überprüfung von Langfristblutprofilen der Radprofis und Kontrollen vor und nach den Wettkämpfen. Zudem sollen alle WM-Teilnehmer wie bei der Tour eine Ehrenerklärung gegen Doping abgeben. «Unsere Zielsetzung ist, mit noch nie da gewesenen Maßnahmen dem Radsport noch einmal eine Chance zu geben. Viele hat er nicht mehr», sagte Sportbürgermeisterin Eisenmann. Und es gelte auch, den «immensen finanziellen Schaden von der Stadt abzuwenden», den eine Absage mit sich bringen würde. Auf die Vereinbarung zum Anti-Doping-Kampf hatte sich Schäuble mit UCI-Chef McQuaid und BDR-Präsident Rudolf Scharping am 9. Juli in Berlin verständigt.