Palma de Mallorca (dpa/rad-net) - Mit Gedanken an seinen toten Freund ist der Spanier Juan Llaneras zum Weltmeistertitel im Punktefahren gerast. Der Sechs-Tage-Spezialist verwies bei den Bahnrad- Weltmeisterschaften in Palma de Mallorca mit 76 Zählern Iljo Keisse (Belgien/52) und Michail Ignatiew (Russland/52) auf die Plätze. Als Llaneras über die Ziellinie fuhr, dachte er an seinen Freund Isaac Galvez, der im Herbst 2006 beim Sechs-Tage-Rennen in Gent so unglücklich stürzte, dass er starb. Llaneras war damals wie in unzähligen Rennen zuvor der Partner von Galvez.
Unglaubliche Emotionen begleiteten im Velodrom den Wettbewerb. Noch vor einem Jahr hatten Llaneras und Galvez bei der WM in Bordeaux das Zweier-Mannschaftsfahren gewonnen. Nun stand Llaneras allein und Tränen überströmt auf der obersten Stufe des Siegerpodestes. «Isaac und seine Freunde sind mit dir», hatten Fans auf ein riesiges Plakat geschrieben. Das Publikum erhob sich von den Plätzen, als sich Llaneras auf den letzten Runden seines Start-Ziel-Sieges befand und schrie ihn frenetisch zum Weltmeistertitel.
Für den Höhepunkt bei den Frauen sorgte die Australierin Anna Meares, die ihren Weltrekord im 500-Meter-Zeitfahren gleich um 36 Hundertstel steigerte und auf 33,588 Sekunden verbesserte. Sie verwies Lisandra Guerra Rodriguez (Kuba) und Titelverteidigerin Natalja Zylinskaja (Weißrussland) auf die Plätze.
In beiden Wettbewerben hatten die Deutschen mit dem Ausgang nichts zu tun. Im Punktefahren der Männer schied Robert Bengsch (Berlin) bereits im Vorlauf aus. «Er ist die erste Wertung völlig überzogen gefahren. Wenn man so übermotiviert ist, ist das nicht gut», sagte Bundestrainer Uwe Freese. Die Zeitfahrinnen Jane Gerisch (Berlin) und Miriam Welte (Kaiserslautern) hatten mit den Rängen zwölf und 15 keine Chance.
Im Sprint der Frauen setzte sich wie vor zwei Jahren Victoria Pendleton (Großbritannien) durch. Sie distanzierte die Chinesin Shuang Guo klar in zwei Läufen. Die Britin wird vom deutschen Ex- Weltmeister Jan van Eijden betreut, der sich seit kurzem um die Insel-Sprinter kümmert. «Von ihm habe ich viele wertvolle Tipps bekommen. Das hat sich ausgezahlt», sagte Pendleton. Christin Muche (Cottbus) wurde Sechste, Dana Glöss (Berlin) und Miriam Welte (Kaiserslautern) waren frühzeitig gescheitert.
Bei den Männern finden die Finals an diesem Sonntag ebenfalls ohne deutsche Athleten statt. Maximilian Levy (Cottbus) gewann den Lauf um Platz fünf vor Stefan Nimke (Schwerin). Michael Seidenbecher und der Deutsche Meister Matthias John (beide Erfurt) mussten in der zweiten Runde passen. „Damit haben wir unser Minimalziel erreicht, mehr aber auch nicht“, zog Bundestrainer Detlef Uibel ein Fazit aus deutscher Sicht. Die Fahrweise der deutschen Sprinter im Lauf um Platz fünf überzeugte jedoch den Bundestrainer: „Das zeigt das Potential, das wir haben“, sagte Uibel und erinnerte in diesem Zusammenhang auch an die Bronze-Medaille im Teamsprint.
Den Scratch der Frauen entschied Yumari Gonzalez Valdivieso (Kuba) vor Titelverteidigerin Maria Luisa Calle Williams (Kolumbien) und Adrie Visser (Niederlande) für sich. Madeleine Sandig aus Frankfurt/Main kam nur im hinteren Feld ins Ziel.