Brüssel (dpa) - Dem Radsport, durch die Doping-Affären Fuentes und Landis ohnehin schwer angeschlagen, droht die Spaltung. Der Weltverband UCI steht im offenen Konflikt zu den mächtigen Veranstalter-Gruppen ASO (Tour de France), RSC (Giro d'Italia) und Unipublic (Vuelta).
Nach dem UCI-Verbot an die Elite-Teams, das als Start der insgesamt 27 ProTour-Rennen gedachte Etappenrennen Paris-Nizza (11.-18. März) zu besetzen, treffen sich die Mannschafts-Vertreter am 2. März in Brüssel zum Krisengipfel.
Vieles deutet daraufhin, dass die UCI die Machtprobe, bei der es auch um finanzielle Fragen der nicht unerheblichen TV-Rechte geht, verlieren könnte. Es scheint nicht unmöglich, dass die drei Organisatoren einen neuen Verband gründen.
«Wir warten die Versammlung in Brüssel ab. Aber im Prinzip gilt natürlich, dass wir eine Radsport-Mannschaft haben, um Sport zu treiben», sagte Luuc Eisenga, der Technische Direktor des T-Mobile-Teams. Auch Gerolsteiner und die französischen Teams tendieren zur Teilnahme an dem Traditionsrennen, das fest in ihren Planungen verankert ist. Der Fahrerverband CPA machte sich ebenfalls für eine Teilnahme stark. Paris-Nizza wurde unter die Regie des Französischen Verbandes FFC gestellt, der auch für die Doping-Kontrollen zuständig sein wird.
Im Winter hatte die UCI-Opposition angekündigt, künftig selbst zu entscheiden, welche Mannschaften bei ihren Veranstaltungen - elf der 27 ProTour-Rennen - dabei sind. Nur 18 der 20 ProTour-Teams gewährte man zunächst weiterhin das Startrecht. Als die ASO nun dem belgisch- schwedischen Team Unibet, das gerade erst seine ProTour-Lizenz bekam, das Startrecht für Paris-Nizza verweigerte, und die Italiener für Tirreno-Adriatico und den ersten Saison-Klassiker Mailand-San-Remo Ähnliches ankündigten, war der jahrelang schwelende Konflikt offen ausgebrochen.
Die Teams sind in der Zwickmühle: Starten sie bei den Rennen der großen Organisatoren, droht ihnen womöglich der Lizenzentzug durch die UCI. Fahren sie nicht, droht ihnen die Ausladung von der Tour de France, dem wichtigsten Rennen der Welt. Vincent Lavenu von AG2R sagte der Sportzeitung «L'Équipe»: «Es gibt den offensichtlichen Willen der Teams, an Paris-Nizza teilzunehmen. Wir wollen nicht als Geisel genommen werden.» Marc Madiot von la Francaise des Jeux schloss sich dieser Meinung an: «Wir werden am Start sein. Ich habe einen Vertrag mit meinem Sponsor und einen moralischen Vertrag mit meinen Fahrern.»