Stuttgart (rad-net) - Nach Platz zwei bei der Tour de l’Avenir gehört Tony Martin auch für die Weltmeisterschaften in Stuttgart zu den Top-Favoriten auf einen Spitzenplatz. „Es lief großartig und es stimmt mich zuversichtlich für Stuttgart“, so Martin. Noch vor einem Jahr
bekundete er Probleme, das hohe Tempo zu halten - und verschob alle
Profipläne. „Wenn ich bei der Tour de l’Avenir abgehängt werde, was soll ich
denn bei den Profis?“ Jetzt hat er bereits sein zukünftiges Engagement in der ProTour bestätigt und zeigt sich fit für Stuttgart.
Tony Martin, Polizist in Meiningen, gehört zu den stärksten deutschen
Nachwuchsfahrern. 2006 gewann er die Thüringen-Rundfahrt, die er in diesem
Jahr als Zweiter beendete, 2005 imponierte er als Stagiaire bei Gerolsteiner
beim Zeitfahren der Regio Tour. Er war Deutscher Zeitfahrmeister und ist
amtierender Deutscher Bergmeister, eine Disziplin, die er noch in der
vergangenen Saison gar nicht mochte. „An meinen Qualitäten am Berg muss ich
arbeiten“, lautete seine Erfahrung nach den Titelkämpfen in Salzburg -
bereits im Winter begann er mit dem entsprechenden Training. Die Belohnung
folgte quasi postwendend mit dem Titel des Klettermeisters, den er sich
mit großem Vorsprung sicherte.
Die Erfolge dieses Sommers geben dem Thüringer Selbstvertrauen für die WM in Stuttgart. „Ich bin auch ein bisschen reifer geworden,
gelassener. Das wird mir im Rennen helfen“, glaubt Martin, der bereits seine
dritte U23-WM bestreitet. In Madrid und Salzburg zeigte er Nerven und
brachte nicht die erhofften Leistungen. „Ich habe Fehler gemacht, war zu
aufgeregt. Der ganze Rummel, die Presse, das Fernsehen hatten mich nervös
gemacht und irgendwie blockiert.“ Diesen Druck will er nicht mehr an sich
heranlassen. „Ich weiß, was ich kann“, so Martin,
der seine WM-Vorbereitung gegenüber 2005 und 2006 leicht modifizierte. „Im
Sommer habe ich zehn Tage raus genommen, mir sogar einen kleinen Urlaub
genehmigt. Das hat mir richtig gut getan.“ Zweimal absolvierte er
anschließend in Livigno ein Höhentraining. Jetzt können die Titelkämpfe
beginnen. „Wir werden mit einem sehr starken Team an den Start gehen“, schätzt der 22-Jährige aus Erfurt. Das bekam er schon in Frankreich zu spüren. „Wie sich das Team für mich eingesetzt hat, war
großartig.“ Auch Bundestrainer Bernd Dittert staunte ob der Power seines
Sextetts. „Ich habe selten eine Mannschaft gesehen, die so homogen und stark
gefahren ist.“
Deshalb will er fast alle Starter der „Zukunfts-Tour“ nun auch zur Weltmeisterschaft schicken. „So ein Team reißt man nicht auseinander.“ Neben Tony Martin werden der Deutsche U23-Meister Dominic Klemme, der Berliner Simon Geschke, der Cottbuser Matthias Belka, der Kölner Dominik Roels und Alexander Gottfried aus Nettetal am Start stehen. Im Zeitfahren ist der Deutsche Meister und
zweifache Junioren-Weltmeister Marcel Kittel gesetzt. Über den zweiten
Fahrer entscheidet Bernd Dittert erst kurz vor dem Startschuss. Neben Tony
Martin stehen Dominik Roels und Stefan Schäfer, im letzten Jahr in Salzburg
Sechster, zur Wahl.