Forli (dpa) - Das Rosa Trikot wechselt, bleibt aber im Team: Olaf Pollack aus Kolkwitz sicherte sich zum zweiten Mal in seiner Karriere nach 2004 die Spitzenreiter-Position beim Giro d'Italia.
Der 32 Jahre alte Radprofi vom T-Mobile Team, der in Forli im Ziel der 6. Etappe nach 227 Kilometern auf Rang zwei hinter Robbie McEwen (Australien) sprintete, übernahm das Trikot von seinem Mannschaftskollegen Sergej Gontschar aus der Ukraine. Die Zeitgutschrift von 12 Sekunden im Ziel für den zweiten Platz reichten Pollack, der bereits vor zwei Jahren im Team Gerolsteiner Rosa trug.
Pollack ist nach dem Gerolsteiner-Profi Stefan Schumacher aus Nürtingen, der zwei Tage das «Maglia Rosa» in seinem Besitz hatte, schon der zweite deutsche Radprofi an der Spitze der Gesamtwertung des 89. Giro. Er führt jetzt, bevor es zum ersten Mal richtig in die Berge geht, mit zwei Sekunden vor Gontschar und acht Sekunden vor Jens Voigt (Berlin) das Gesamtklassement an. Auf den letzten 1000 Metern ereignete sich noch ein Sturz, in den Jörg Ludewig (Steinhagen) vom Team T-Mobile und Robert Förster (Markkleeberg) von Gerolsteiner verwickelt waren.
«Der Giro ist mein Saisonhöhepunkt, da ich ja die Tour de France nicht fahren werde. Ich hatte mir heute etwas vorgenommen - es ist aufgegangen und ich bin überglücklich», freute sich Pollack, der zu Beginn des Jahres zwei Etappen bei der Kalifornien-Rundfahrt gewonnen und damit für die ersten Saisonerfolge für sein neues Team gesorgt hatte. Danach setzte ihn aber längere Zeit eine Knieverletzung außer Gefecht.
Pollack hatte sich seine günstige Ausgangsposition für die 6. Etappe über flaches Terrain mit dem starken Auftritt beim Mannschaftszeitfahren am Vortag verschafft. Gontschar war über den Trikotwechsel nicht besonders traurig: «Ich bin natürlich nicht sauer, es ist ja im Team geblieben und Olaf hat es wirklich verdient.» Jan Ullrich, der oft an der Spitze des Feldes fuhr, freute sich: ««Unser Plan ist aufgegangen. Es ist immer schön, ein Leadertrikot im Team zu haben - unsere Arbeit lief vorbildlich.»
Der Australier McEwen hat unterdessen seinen dritten Etappensieg perfekt gemacht. Im Massensprint in Forli war er wieder unbezwingbar. Der Nachkriegsrekord an Etappensiegen ist trotz eines zur Zeit überragenden McEwen nicht wirklich in Gefahr. Die Bestmarke stellte im Vorjahr mit neun Tageserfolgen Alessandro Petacchi (Italien) auf, der nach einem Bruch der Kniescheibe aufgeben musste. McEwen ließ bereits zum Giro-Start durchblicken, dass er im Hinblick auf die Tour de France auf die abschließenden schweren Bergetappen des Giro verzichten könnte. Die erste Bergankunft steht am Sonntag auf dem Passo Lanciano auf dem Programm.
Wie am Vortag ließ Ullrich auch einen Formanstieg erkennen. Der 32-Jährige, der beim Giro an seiner Tour-Form feilt, zeigte sich öfter an der Spitze des Pelotons und machte Tempo in der Verfolgung dreier Ausreißer. Die hatten sich bereits nach sechs Kilometern zusammengefunden. Doch rechtzeitig für die Sprinter wurden sie 17 Kilometer vor dem Ziel eingeholt.