Saronsberg (rad-net) - An seinem 38. Geburtstag hat der Deutsche Marathon-Meister Karl Platt mit seinem Schweizer Teamkollegen Urs Huber die erste Etappe des Cape Epic gewonnen. Nach 106 Kilometern mit Start und Ziel in Saronsberg setzte sich das Bulls-Duo mit 38 Sekunden Vorsprung auf Alban Lakata/Kristian Hynek von Topeak-Ergon durch. Bei den Damen sicherten sich die Freiburgerin Adelheid Morath und die Britin Sally Bigham Rang drei.
Es lief alles wie gemalt für Karl Platt: Es war zwar nicht geplant, zu einem frühen Zeitpunkt der Etappe einen Angriff zu starten, doch weil in Saronsberg am Ende an seinem 38. Geburtstag ein Etappensieg heraussprang, war daran nichts auszusetzen. Auch wenn sein Kollege Urs Huber hinterher räsonierte ob sie am Ende vielleicht etwas dafür bezahlt hätten. Zumal Alban Lakata und Kristian Hynek ihre zwischenzeitlich fast drei Minuten Rückstand noch auf diese 38 Sekunden reduzieren konnten. «Es war bereits ein schönes Präsent meinen Geburtstag im Gelben Trikot fahren zu dürfen, aber die Etappe zu gewinnen, ist natürlich perfekt. Wir sind eigentlich nicht am Limit gefahren, haben uns aber von Anfang an sehr gut gefühlt. Als sich im Singletrail-Anstieg die Gelegenheit bot weg zu fahren, haben wir das genutzt», erklärte Karl Platt.
Sie waren allerdings nicht alleine vorne. Das Dolomiti Superbike Team ging das Tempo der beiden Bulls-Fahrer mit. Periklis Ilias und Tiago Ferreira hielten auf dem stark profilierten Kurs bis zur Schlussphase mit. Dann mussten sie etwas abreißen lassen. Das war in doppelter Hinsicht unglücklich. «Wir sind fünf, sechs Kilometer vor dem Ziel kurz falsch abgebogen und mussten deshalb auch Topeak-Ergon vorbeiziehen lassen», erklärte Ex-Marathon-Weltmeister Ilias.
Alban Lakata und Kristian Hynek hatten sich zu Beginn entschieden das Tempo von Bulls 1 nicht mitzugehen. Genauer: Alban Lakata entschied das. «Ich wäre mitgegangen, aber Alban hat gesagt, das wäre zu schnell und wir sollten uns noch zurückhalten. Er hat mehr Erfahrung», bekannte Hynek. «Ich habe auf meinen Powermeter geschaut und wusste, das ist zu schnell», erklärte Lakata. Sie fuhren ein konstantes Tempo weiter und ließen ihre Begleiter in der Verfolgergruppe nach und nach zurück. Zuletzt waren noch die Italiener Samuele Porro und Damiano Ferraro (Trek-Selle San Marco A) dran, doch auch sie verloren zwischen Kilometer 80 und 90 den Anschluss und mussten im Finale auch noch das Team Centurion-Vaude 1 vorbei gehen lassen. Die Österreicher Daniel Geismayr und Hermann Pernsteiner erreichten mit 6:24 Minuten Rückstand als Tages-Vierte das Ziel. «Ich bin erst mal froh, dass wir heute aufs Podium gefahren sind und hoffe, dass es jetzt von Tag zu Tag besser geht, nachdem ich gestern keinen guten Tag hatte», so Lakata.
In der Gesamtwertung liegen nach dem zweiten Tag 2:58 Minuten zwischen Platt/Huber und Lakata/Hynek. Die griechisch-portugiesische Paarung Ilias/Ferreira liegen 5:33 Minuten zurück.
Überraschung bei den Damen
Die lange führenden Annika Langvad/Ariane Kleinhans wurden kurz vor dem Ziel in Saronsberg noch von Robyn de Groot und Jennie Stenerhag passiert, so dass die Südafrikanerin und die Schwedin ihre Führung in der Gesamtwertung ausbauen konnten. Adelheid Morath und Sally Bigham eroberten Tagesrang drei und sind jetzt auch in der Gesamtwertung Dritte vor Sabine Spitz/Yana Belomoina.
Die Damen bekamen in Saronsberg erstmals beim Cape Epic einen eigenen Startblock, doch nachdem die ersten männlichen Amateure von hinten kamen, zog sich das Feld gleich auseinander.
Die Titelverteidigerinnen Annika Langvad und Ariane Kleinhans (Spur-Specialized) setzten sich ab, Robyn de Groot und Jenny Stenerhag (Ascendis Health) blieben noch eine Zeit lang in Schlagdistanz, doch bei der ersten Verpflegung etwa bei Kilometer 35 wurden bereits 1:34 Minuten Abstand gemessen, während dahinter die beiden Paarungen mit den deutschen Bikerinnen schon 3:33 Minuten Differenz aufwiesen. Die Differenzen wuchsen bis Kilometer 55 weiter an. 3:34 Minuten waren es zwischen Rang eins und zwei und Bigham/Morath (Topeak-Ergon) hatten schon 6:45 Minuten Abstand. In dieser Phase, als das Profil sägezahnartig verlief, konnten sich die Britin und die Freiburgerin auch von Spitz/Belomoina (Sport for Good) absetzen.
Auch an der dritten Verpflegung, als 75 von 108 Kilometern gefahren waren, deutete alles auf den Etappensieg von Langvad/Kleinhans hin. Der Vorsprung war auf 4:04 Minuten angewachsen.
«Wir haben nie aufgegeben, sind aber auch nie übers Limit gegangen, sondern ein konstantes Tempo gefahren», erklärte Robyn de Groot im Ziel. Allerdings war auch die südafrikanische Marathon-Meisterin überrascht, als sie vor sich den Helikopter wahrnahmen, der über dem Führungsduo schwebte. «Etwa fünf Minuten vor dem Ziel», so schätzte de Groot, hätten sie dann die Dänin und die Schweizerin vor sich gesehen. «Da haben wir noch mal Gas gegeben. Als wir sie erreicht haben, erkannten wir ihre Schwäche und haben daraus Kapital geschlagen», erklärte De Groot wie es zu ihrem zweiten Etappensieg kam, 39,9 Sekunden vor den enttäuschten Langvad/Kleinhans.
In der Gesamtwertung liegt die südafrikanisch-schwedische Paarung jetzt 58 Sekunden vor den Vorjahressiegerinnen.
Adelheid Morath und Sally Bigham erreichten das Ziel mit 5:50 Minuten Rückstand als Dritte und schoben sich an Sabine Spitz/Yana Belomoina vorbei auf den dritten Gesamtrang. Die Swiss-Epic-Siegerinnen haben 7:08 Minuten Rückstand. «Wir sind lange zusammen gefahren. Dann habe ich in einem Anstieg mal das Tempo erhöht und gesehen, dass sie etwas Probleme bekamen. Im folgenden Downhill habe ich versucht eine saubere Linie zu fahren und wir sind weg gekommen», berichtet Adelheid Morath wie es zur Entscheidung um Rang drei kam. «Ich bin sehr zufrieden wie es hier läuft und gespannt auf die nächsten Tage. Ich meine, die beiden Teams vorne, die wollen gewinnen», so Morath weiter. «Ich bin sehr glücklich mit dem Tag heute und vollkommen entspannt. Wir haben erst den zweiten von acht Tagen», erklärte auch Sally Bigham.
Sabine Spitz und Yana Belomoina verloren 12:04 Minuten und sind mit 13:21 Minuten Differenz jetzt Vierte, 6:14 Minuten vor Esther Süss/Catharine Williamson (Meerendal-Wheeler), die auch als Fünfte ins Ziel kamen. Dahinter liegen Hielke Elferink/Elisabeth Brandau (Meerendal-Rocky-EBE), die als Tages-Sechste 28:56 Minuten verloren und jetzt 34:44 Minuten zurück sind.
Sabine Spitz musste ihre 21 Jahre jüngere Teamkollegin am Anfang etwas einbremsen, weil die Ukrainerin für ihre Begriffe zu schnell angegangen war. «Danach sind wir einen ganz guten Rhythmus gefahren», meinte Spitz zufrieden.