Tours (dpa) - Zwei Ausreißer stahlen eine Woche vor der Straßenrad-WM in Zolder/Belgien den Sprintern beim neunten und vorletzten Weltcup-Rennen die sportliche Show. Der Däne Jakob Piil setzte sich im Sprint gegen seinen Mitausreißer Jacky Durand (Frankreich) durch und gewann nach 257 km die 96. Auflage von Paris - Tours.
Unmittelbar nach der Zieldurchfahrt führte die Polizei Fahrer und Betreuer der italienischen Lampre-Mannschaft zu Doping-Verhören ab. Weltranglisten-Spitzenreiter Erik Zabel (Unna), 1994 Sieger in Tours, sprintete bei der WM-Generalprobe als Schnellster des Hauptfeldes 20 Sekunden hinter Piil auf Rang drei. Der Italiener Paolo Bettini verteidigte vor dem letzten Pokal-Rennen am 19. Oktober (Lombardei-Rundfahrt) seine Weltcup-Führung mit 279 Punkten vor dem Belgier Johan Museeuw (270).
Piil, der bei idealen Bedingungen erst später zu dem frühen Ausreißer Durand gestoßen war, fährt für den dänischen CSC-Rennstall von Bjarne Riis, für den im kommenden Jahr aller Wahrscheinlichkeit nach auch Jan Ullrich in die Pedale treten wird. Die endgültige Entscheidung über seine Verpflichtung soll in der kommenden Woche fallen. Durand, Spezialist für Solofahrten, hatte sich schon nach fünf Kilometern vom Feld abgesetzt.
Telekom-Kapitän Zabel, der die Spanien-Rundfahrt ohne Etappensieg aber erstmals im Trikot des Punktbesten beendet hatte, erreichte in Tours die gleiche Platzierung wie 2001 und kam seinem großen Ziel, die Weltranglisten-Führung bis zum Jahresende zu behaupten, ein großes Stück näher.
Bettini, der sich fünf Punkte sicherte, ist nach wie vor sein ärgster Verfolger. Zabel, der vor dem Weltcup-Rennen angekündigt hatte, zum Ende der Saison kürzer zu treten und auf die Sechstagerennen in Dortmund und München zu verzichten, bestreitet beim WM-Finale in Zolder sein letztes Saisonrennen. «Danach steht endlich Urlaub mit der Familie auf dem Programm», sagte Zabel, der seit Februar im Renn-Einsatz steht.
Im direkten Anschluss an das Rennen waren Radprofis und Betreuer der Lampre-Mannschaft von der französischen Polizei zu einem Verhör abgeführt worden. Sie mussten nach der Zieldurchfahrt in Polizeiwagen umsteigen und wurden im Rahmen von Doping-Ermittlungen zum Verhör in ein Polizeigebäude der Stadt gebracht.
Im italienischen Lampre-Team war auch der Tour-de-France-Dritte Raimondas Rumsas aus Litauen bis zu seiner vorläufigen Beurlaubung beschäftigt. Seine Ehefrau Edita Rumsas sitzt seit 30. Juli in Frankreich wegen des Verdachts des Drogen-Handels in Haft. Sie war unmittelbar nach der Tour vom Zoll mit einem Fahrzeug gestellt worden, in dem sich 37 verschiedene Medikamente in hoher Zahl befanden.
Beim vorletzten von zehn Weltcup-Rennen standen acht Lampre-Fahrer am Start, vier von ihnen hatten im Juli auch in der Tour-Auswahl des Teams gestanden.