Richmond (rad-net) - Peter Sagan ist neuer Weltmeister. Nach einer starken Attacke an dem letzten Kopfsteinpflaster-Anstieg an der 23rd Street, 2,5 Kilometer vor dem Ziel, überquerte der Slowake mit rund 30 Metern Vorsprung den Zielstrich vor Michael Matthews (Australien) und Ramunas Navardauskas (Litauen). John Degenkolb wurde 29.
«Ich freue mich sehr über diesen Sieg, es ist unglaublich, nachdem ich so viel Arbeit für diesen einen Tag hineingesteckt habe», freute sich Sagan. «Ich habe das Rennen über gewartet und gewartet und habe auf den letzten Kopfsteinpflaster-Anstieg gesetzt. Da bin ich Vollgas gefahren. Für einen Sprint habe ich mich zu müde gefühlt und habe alles auf eine Attacke gesetzt. Ich denke es war die richtige Entscheidung», so Sagan.
Nachdem zunächst zwei Ausreißergruppen das Renngeschehen lange Zeit bestimmt hatten, wurde das 261,4 Kilometer lange Rennen ab etwa 35 Kilometer vor dem Ziel richtig aktiv gefahren. Zwischenzeitlich war auch eine sieben Mann starke Gruppe mit Favorit Tom Boonen (Belgien) und Titelverteidiger Michal Kwiatkowski (Polen) dem Feld entkommen - ein Deutscher war nicht dabei -, die über eine Minute Vorsprung herausholen konnte. Doch aufgrund der Nachführarbeit des deutschen und australischen Teams - wo sich auch sehr stark Sprinter André Greipel an der Arbeit beteiligte -, wurden die Ausreißer 20 Kilometer vor dem Ziel auch wieder gestellt.
Als es auf der letzten Runde in den ersten Kopfsteinpflaster-Anstieg, den Libby Hill, ging, zeigte sich die deutsche Hoffnung John Degenkolb ganz vorne und war der Einzige, der die Attacke von dem Tschechen Zdenek Stybar mitgehen konnte. Zwischenzeitlich hatten sie sogar ein kleines Loch, was aber nicht ausreichte, um sich entscheidend absetzen zu können.
So ergriff Peter Sagan wenige Meter später am zweiten Kopfsteinpflaster-Anstieg auf der 16,2 Kilometer langen Runde die Initiative und mit einem unwiderstehlichen Angriff zog der 25-Jährige davon. John Degenkolb befand sich in diesem Moment an vierter Stelle des Rennens, musste aber leicht reißen lassen und kam nicht mehr an Sagan heran. «Da bin ich explodiert», bekannte Degenkolb.
Und auch Greg van Avermaet (Belgien) und Edvald Boasson Hagen (Norwegen), die sich zu zweit auf die Verfolgung machten, konnten den Anschluss zu dem Slowaken nicht mehr herstellen. Peter Sagan konnte schon einige Meter vor dem Ziel seinen Triumph feiern.
«Die Enttäuschung ist groß. Als Peter Sagan am vorletzten Berg wegging, hatte ich nichts mehr zuzusetzen», sagte Degenkolb. Das schier endlose Warten auf den ersten deutschen Straßenrad-Weltmeister geht damit auch nach 49 Jahren weiter - Rudi Altig war 1966 der bisher letzte deutsche Weltmeister. «Wir sind mit dem Ziel angetreten, eine Medaille zu holen oder um den WM-Titel mitzufahren. Letztlich ist das Ergebnis schon enttäuschend, aber ich kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen», sagte der Sportliche Leiter Jan Schaffrath.
Sportlerportrait Weltmeister Peter Sagan
Sportlerportrait Michael Matthews
Sportlerportrait Ramunas Navardauskas
Sportlerportrait John Degenkolb