Madrid (dpa) - Das Schweizer Radteam Phonak gerät erneut in die Doping-Schlagzeilen. Santiago Perez, Überraschungs-Zweiter der diesjährigen Vuelta, wurde nach spanischen Presseberichten des Blut-Dopings durch Transfusionen überführt.
Das gleiche Delikt hatte dazu geführt, dass Zeitfahr-Olympiasieger Tyler Hamilton (USA) um seine Karriere fürchten muss. Der überführte Amerikaner, der seine Goldmedaille nur wegen eines Fehlers bei der Kontrolle in Athen behalten durfte, muss mit einer zweijährigen Sperre durch den amerikanischen Verband rechnen. Im Juli trat der Phonak-Profi und Ex- Weltmeister Oscar Camenzind (Schweiz) vorzeitig in den Ruhestand, nachdem er des Dopings mit dem Hormon EPO überführt worden war.
Der Spanier Perez zweifelt wie Hamilton die Effizienz der neuen Nachweismethode aus Australien an, nach der zum ersten Mal Transfusionen mit Fremdblut nachgewiesen werden können. Phonak-Chef Andy Rihs hat extra eine Experten-Kommission eingesetzt, die die Methode erschüttern soll. Von dem Ergebnis wird auch die mögliche Bestrafung Hamiltons abhängen, der sowohl in Athen als auch bei der Spanien-Rundfahrt überführt worden war. Der US-Radsport-Verband und die Doping-Behörde des Landes USADA wollen bis zum Ende des Jahres im Fall Hamilton entscheiden.
Perez, der bei der Vuelta drei Etappen gewann, wurde von den Funktionären des Rad-Weltverbandes UCI am 5. Oktober zu einer Aussprache an den Hauptsitz in Aigle/Schweiz beordert. Nach der Zusammenkunft tauchte ein Dopingkontrolleur auf, der den 27-Jährigen zur Blutabgabe aufforderte. Die Auswertung der Kontrolle im Labor von Lausanne ergab den Befund der Eigenblut-Transfusion. Dieses Resultat wurde in der Gegenanalyse vom 26./27. Oktober bestätigt. Perez gehörte zum Aufgebot für die Straßen-WM am 3. Oktober in Verona, meldete sich aber mit dem Hinweis auf Magenbeschwerden ab.
Phonak hat sich mit großem finanziellen Aufwand für die kommende Saison verstärkt und unter anderen Floyd Landis, den wertvollsten Helfer des sechsfachen Toursieger Lance Armstrong, verpflichtet.