Paris (rad-net) - Wenn am Sonntag die 114. Ausgabe von Paris-Roubaix stattfindet, wird der Titelverteidiger nicht am Start stehen. Vorjahressieger John Degenkolb (Giant-Alpecin) hat nach seinem schweren Unfall gerade erst das Training wieder aufgenommen. Dafür rüsten sich die beiden Seriensieger Fabian Cancellara (Trek-Segafredo) und Tom Boonen (Etixx-Quick Step) zu einem spannenden Duell.
Boonen hofft auf seinen fünften, Cancellara auf seinen vierten Sieg im Velodrome von Roubaix. Mit Weltmeister Peter Sagan (Tinkoff) ist nach seinem eindrucksvollen Sieg bei der Flandern-Rundfahrt ebenso zu rechnen. Das Ausnahmefeld der Favoriten wird zu unter anderem von dem Roubaix-Sieger von 2014, Niki Terpstra, und dem Vorjahreszweiten, Zdenek Stybar (beide Etixx-Quick Step), komplettiert. Fehlen wird hingegen Mailand-Sanremo-Sieger Arnaud Démare (FDJ). Der bei der Flandern-Rundfahrt gestürzte Franzose sagte seine Teilnahme aufgrund großflächiger Hautabschürfungen ab.
Deutschland wird durch zahlreiche Fahrer vertreten, darunter Routiniers wie André Greipel (Lotto-Soudal), Christian Knees (Sky) und Marcus Burghardt (BMC) oder eben Tony Martin, der in seinem neunten Jahr als Radprofi zum ersten Mal bei dem Kopfsteinpflaster-Klassiker am Start stehen wird.
Bei der letztjährigen Tour de France überraschte der dreifache Zeitfahrweltmeister mit seiner neu entdeckten Klassikerlust. Auf der mit Kopfsteinpflaster-Abschnitten gespickten Etappe nach Cambrai setzte Martin auf den Schlusskilometern eine Attacke, gewann dank seiner Zeitfahrqualitäten als Solist und fuhr ins gelbe Trikot. Die Chancen für einen erneuten Coup auf Klassikerterrain lässt der 30-Jährige offen: «Wenn es einen Frühjahrsklassiker gibt, der mir liegt, ist es Paris-Roubaix. Aber das Rennen ist absolutes Neuland für mich und auf den Sektoren geht es neben der puren Kraft auch um Erfahrung. Ich habe in den letzten Wochen viel gelernt und merke, dass es für mich auf diesem Terrain immer besser läuft. Jetzt bin ich bereit für mein Debüt und fokussiert auf den Sonntag.»
Die diesjährige Ausgabe beinhaltet auf der Gesamtlänge von 257,5 Kilometern genau 52,8 Kilometer der berüchtigten Kopfsteinpflaster-Passagen. Diese verteilen sich auf 27 Sektoren. Nach drei Jahren Pause steht der leicht ansteigende Sektor Capelle-Ruesnes - Hameau du Buat wieder im Programm. Drei Sektoren wurden bei einer Besichtigung am Montag von Renndirektor Thierry Gouvenou mit der höchsten Schwierigkeitsstufe von fünf Sternen bewertet: der Wald von Arenberg (Sektor 18: nach 162 km - 2400m lang), Mons-en-Pévèle (Sektor 10: nach 209 km - 3000m lang) und der so oft schon rennentscheidende Carrefour de l'Arbre (Sektor 4: nach 240,5km - 2100m lang).
Martin vor Roubaix-Premiere: «Nullkommanull Erfahrung»
114. Paris Roubaix führt über 52,8 Kilometer Kopfsteinpflaster
Paris-Roubaix: Zugfahrplan entscheidet über Startzeit