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Alessandro Petacchi (l) und Erik Zabel auf der Präsentation.
10.01.2006 15:21
Neues Milram-Team mit zehn deutschen Profis

Bremen (dpa) - Die schnellste Doppelspitze im Radsport sitzt vorerst einträchtig nebeneinander. Erik Zabel und Alessandro Petacchi, seit 1. Januar 2006 keine Konkurrenten mehr, sind die Kapitäne des neuen deutsch-italienischen Milram-Teams.

Mit allen 30 Fahrern präsentierte sich das Team in Bremen der Öffentlichkeit. Mögliche Kollisionen der Interessen sind für die Topsprinter aus Unna und La Spezia kein Thema. Im Congress-Centrum von Bremen demonstrierten sie vor hunderten von Journalisten Harmonie, und Zabel propagierte den sauberen Radsport: «Genauso wie in der Milch kein Staubkorn sein darf, ist für uns ein klares Nein zum Doping oberste Voraussetzung.»

«Wir haben uns im Trainingslager in der Toskana einen Masterplan erarbeitet. Es kommt darauf an, dass jeder seine Chancen realistisch einschätzt und wir beide eine Einheit bilden. Ansonsten wollen wir noch nicht zu viel verraten», sagte Zabel zur Zusammenarbeit mit Petacchi. «Wir respektieren uns beide. Unsere gemeinsame Stärke wird ein Vorteil sein. Wir werden sportlich fair miteinander umgehen», erklärte Petacchi, von dem Team-Manager Gerry van Gerwen 2006 «20 Siege» erwartet.

Nach 13 Jahren bei Telekom und T-Mobile betritt der 35-jährige Zabel auf der Zielgeraden seiner Karriere noch ein Mal Neuland. Ein opulent dotierter Drei-Jahres-Vertrag und die Startgarantie zumindest für die kommende Tour de France haben dem gebürtigen Berliner den Wechsel schmackhaft gemacht. Nach der Nicht-Berücksichtigung durch sein ehemaliges T-Mobile-Team zur Tour 2005 war der nach Siegen gerechnet (193) erfolgreichste aktive Radprofi der Welt stocksauer. Die Genossenschafts-Molkerei aus Norddeutschland lässt sich ihr «längerfristiges Engagement» (Vorstandsvorsitzender Stephan Tomat) rund sieben Millionen Euro pro Saison kosten.

Der Wechsel vom Kommunikationsriesen zum größten deutschen Milch-Produzenten (rund zwei Milliarden Jahresumsatz) soll Zabel beflügeln. «Nochmal das Grüne Trikot - einen Versuch ist es wert», sagte der sechsmalige Gewinner der Sprintwertung. Für die Etappensiege auf den ersten Flachetappen soll zunächst sein neuer Team-Kollege Petacchi sorgen, der in diesem Fall von Zabel auch Helferdienste erwartet und in Interviews in italienischen Zeitungen schon unmissverständlich klar gemacht hat, wem die Chefrolle gebührt: Nämlich ihm.

30 Profis - darunter zehn deutsche - stehen bei dem Branchenneuling Milram, der die ProTour-Lizenz des italienischen Domina Vacanze-Teams und das Knowhow des Teammanagers Gianluigi Stanga übernahm, unter Vertrag. Einige von ihnen wie Zabel, Petacchi, Mirko Celestino (Italien) oder Daniel Becke aus Erfurt sind erfahrene Kämpen, für viele sind die harten ProTour-Rennen aber ungewohntes Terrain. Am 17. Januar startet Milram bei der Jacob's Creek Tour in Australien in die Saison. Zabel beginnt am 30. Januar bei der Katar-Rundfahrt im ungewohnt blau-weißen Trikot.

Erste Unstimmigkeiten könnte es beim ersten Frühjahrs-Klassiker Mailand-San-Remo am 18. März geben. Das Traditionsrennen hat Petacchi im Vorjahr zum ersten Mal gewonnen, Zabel davor schon vier Mal. Beide sind besonders heiß auf die «Classicissima», auch wenn die Teamleitung bereits abwiegelt. Zabel spekuliert auf eine Streckenänderung, die im Gespräch ist: Eine zusätzliche Steigung kurz vor dem Ziel könnte seinen Talenten eher entgegenkommen. Vieldeutig versprach der Berliner, Petacchi im Herbst bei Paris-Tours zu helfen. Das Rennen gewann der Italiener noch nie, Zabel schon drei Mal.


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