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Lorenzo Bernucci bei der Teampräsentation im Januar.
04.09.2007 14:19
Nächster Doping-Fall bei T-Mobile: Bernucci positiv

Bonn (dpa) - Das T-Mobile-Team ist durch einen neuen Doping-Fall erschüttert worden - sein weiteres Radsport-Engagement steht aber nicht in Frage.

Der T-Mobile-Profi Lorenzo Bernucci ist bei der Deutschland-Tour positiv auf einen Appetitzügler getestet und mit sofortiger Wirkung entlassen worden. Das gab die Bonner Mannschaft, die erst kürzlich ihr Radsport-Engagement bis 2010 bestätigt hatte, bekannt. «Wir werden nicht alles hinwerfen, weil Bernucci einen Appetitzügler benutzte. Das wäre nicht das, was wir unter Verantwortung übernehmen verstehen. Dieser Fall zeigt, wie extrem fragil die ganze Sache ist», reagierte Christian Frommert, der Chef der Konzern-Kommunikation, am Dienstag auf die neue Schock-Nachricht.

«Der Radsport-Weltverband UCI unterrichtete das Team-Management über eine positive A-Probe des Fahrers auf den Wirkstoff 'Sibutramin'», wurde auf der T-Mobile-Internetseite mitgeteilt. Nach einem Gespräch mit Bernucci sei der 27-jährige Italiener wegen eines Verstoßes gegen den teaminternen Verhaltens-Codex mit sofortiger Wirkung entlassen worden. Während der Tour de France war der Doping-Fall Patrik Sinkewitz bekannt geworden und hatte das einstige Team Jan Ullrichs an den Rand der Existenz gebracht.

Der Wirkstoff «Sibutramin», der bei Bernucci nach der 6. Etappe der Deutschland-Tour am 15. August in Kufstein gefunden wurde, gehört zur Gruppe der Appetitzügler und wird unter verschiedenen Markennamen wie «Reductil» und «Ectiva» vertrieben. Der in Monaco beheimatete und mit einer monegassischen Lizenz fahrende Profi wurde sofort aus dem Aufgebot der zur Zeit laufenden Spanien-Rundfahrt genommen. Der Radsport-Verband von Monaco wird für die weiteren Untersuchungen sowie eventuell notwendige werdende Sanktionen Verantwortung tragen, hieß es bei T-Mobile weiter. Der Sponsor hatte bei seiner am 9. August in Saarbrücken bekannt gegebenen Entscheidung weiterzumachen, mitgeteilt, das Engagement beim nächsten Doping-Fall wieder in Frage zu stellen.

Der seit 2006 für das T-Mobile Team fahrende Bernucci hätte in einem Gespräch mit dem Team-Management eingeräumt, den Appetitzügler «Ectiva» eingenommen zu haben. Dieses Produkt habe er in einer Apotheke in Italien bezogen. Seinen Angaben zufolge benutzte er dieses Mittel bereits seit vier Jahren, und wusste nicht, dass die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) den darin enthaltenen Wirkstoff im vergangenen Jahr auf die Liste der verbotenen Substanzen gesetzt hatte. Nach den Regularien des Radsport-Weltverbandes UCI kann die zum ersten Mal nachgewiesene Einnahme von «Sibutramin» - aus nicht leistungssteigernden Motiven - eine Strafe von einer Verwarnung bis hin zu einer einjährigen Suspendierung nach sich ziehen.

«Wir wissen nicht, ob dies ein Versuch war, die Leistung zu steigern oder ein fehlerhafte Einschätzung Bernuccis. Wir wissen aber, dass es inakzeptabel ist, dass Fahrer Medikamente ohne Erlaubnis des Teamarztes nehmen. Das ist ein klarer Verstoß gegen unseren Verhaltens-Codex und auf dieser Basis handeln wir nun», sagte Team-Manager Bob Stapleton.

Bernucci sofort zu entlassen, sei die richtige Entscheidung gewesen, sagte Frommert der Deutschen Presse-Agentur dpa, nannte die Aktion des Italieners eine «Dummheit» und wies weiter darauf hin, wie sehr der Erfolg in einem glaubwürdigen Anti-Doping-Kampf vom Vorgehen «einzelner Personen» abhänge. Verbands-Präsident Rudolf Scharping bedauerte den erneuten Doping-Fall, wies aber auf die Wirksamkeit der Kontrollen hin: «Wo konsequent kontrolliert wird, steigt die Wahrscheinlichkeit positiver Befunde und darüber sollten wir uns eher freuen.»


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