Albertville (dpa) - Trotz Krisenstimmung im Team und den Nullnummern auf den Flachetappen: Der als Erfolgsgarant ins Katusha-Alpecin-Team geholte Marcel Kittel will weiterkämpfen und denkt bei der 105. Tour de France nicht ans Aufhören.
«Es ist keine Option, das Handtuch in den Ring zu werfen. Damit würde ich ja einigen vielleicht sogar in die Karten spielen», sagte der Topsprinter am Montag in angenehmer Atmosphäre des Teamhotels in den französischen Alpen. Ruhig und beschaulich war es in seinem Radrennstall zuletzt nicht zugegangen.
«Meine Motivation ist, an Dylan Groenewegen zu denken. Bei dem Niederländer lief es 2017 die gesamte Tour nicht so, und dann hat er die letzte Etappe auf den Champs-Élysées gewonnen». Der in Pau endende 18. Tagesabschnitt und das Finale in Paris sind jetzt die Fixpunkte in Kittels Tour-Kalkulation. «Ich habe noch Lust und bin nicht deprimiert». 2013 und 2014 hatte er auf der Prachtstraße gewonnen.
Auch am willkommenen ersten Ruhetag konnte der in Frankreich nach seinen fünf Etappen-Triumphen von 2017 als «Le Kaiser» verehrte Thüringer den Ärger der vergangenen Tage noch nicht verdauen. Seine Teamchefs, die Ex-Profis Dimitri Konyschew und Torsten Schmidt, hatten sich über ihren Topangestellten sehr kritisch bis abfällig geäußert. Konyschew hatte ihm Egoismus und zu wenig Effektivität vorgeworfen.
«Das hat mich sehr geärgert. Vor allem, dass ich davon aus den Zeitungen erfuhr, wobei wir uns doch täglich sehen. Ich hatte danach mit Konyschew ein sehr klärendes Gespräch», sagte Kittel, der zugibt, dass «die Magie von 2017 nicht da» ist. Aber: «Ich kann noch das vom letzten Jahr!» In Pau und Paris will er es beweisen, wenn der 30-Jährige vorher die Hürden der Alpen und Pyrenäen nehmen kann.
Die angespannte Atmosphäre der letzten Tage waren auch nicht gerade nach dem Geschmack des spendablen Bielefelder Teilsponsors «Alpecin». «Wir hätten uns natürlich gewünscht, dass solche Angelegenheiten vielleicht intern geregelt würden», sagte Marcel Klöpping, der Leiter der Kommunikationsabteilung des Unternehmens, der Deutschen Presse-Agentur am Ruhetag in der Olympiastadt Albertville.
Das deutsch-russische Team mit Schweizer Lizenz will nach dem Tour-Fehlstart unbedingt in den Normal-Modus zurückfinden. «Wir haben uns als Mannschaft zusammengerauft. Für uns ist das Thema abgehakt», erklärte Kittel-Anfahrer Rick Zabel, der mit Nils Politt dafür zuständig ist, den Katusha-Alpecin-Star in den Massensprints in die günstigste Position zu manövrieren.
«Wir ziehen als Team an einem Strang», sagte der im Fokus der Unzufriedenheit stehende Kittel, der trotz der Querelen nicht daran denkt, seinen noch ein Jahr laufenden Millionen-Vertrag etwa vorzeitig zu beenden. «Das ist überhaupt kein Thema», erklärte er. Der möglichen Ungeduld der Teamleitung hält der seit 2013 bisher 14 Mal erfolgreiche deutsche Rekord-Etappensieger entgegen: «Siege kommen nicht aufs Fingerschnippen.»
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