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Anna van der Breggen ist erneut Straßen-Weltmeisterin. Foto: Bettiniphoto
26.09.2020 17:02
Van der Breggen holt sich zweiten WM-Titel in Imola - Lippert Fünfte, Brennauer Neunte

Imola (rad-net) - Anna van der Breggen ist Doppelweltmeisterin. Nach dem Titel im Einzelzeitfahren, holte sich die Niederländerin heute auch das Regenbogentrikot im Straßenrennen. Als Solistin gewann sie nach 144 Kilometern vor einem Verfolgerduo, bestehend Elisa Longo Borghini aus Italien sowie ihrer Landsfrau und Vorjahressiegerin Annemiek van Vleuten.

Liane Lippert belegte einen starken fünften Platz. Lisa Brennauer rundete das gute deutsche Abschneiden als Neunte ab. Beide bewiesen mit dem Resultat erneut, dass sie zur absoluten Weltspitze gehören.

«Es ist unglaublich. Es war ein wirklich hartes Rennen, die Anstiege waren echt schwer», sagte Van der Breggen, die 2018 in Innsbruck schon einmal die Straßen-WM gewann. «Ich hatte im Rennen nicht darüber nachgedacht, nochmal Weltmeisterin zu werden. Der Kurs war im Vergleich zu Innsbruck schon anders und schwerer. Ich bin wirklich glücklich, das habe ich nicht erwartet.»

Die Frauen ließen das Rennen ruhig angehen. In der ersten Rennstunde passierte wenig. Das Rennen wurde erst animiert, als nach rund 40 gefahrenen Kilometern Coralie Demay aus dem Feld angriff. Die Belgierin wurde fahren gelassen, dennoch wurde sie rund 15 Kilometer wieder gestellt.

Kurze Zeit später attackierte Alison Jackson (Kanada) und bekam rund fünf Kilometer später Gesellschaft von Grace Brown (Australien). Aus dem Feld löste sich daraufhin eine neunköpfige Gruppe nach einer Tempoverschärfung der US-Amerikanerin Tyler Wiles, die schnell den Sprung nach vorne schaffte. Mit Fahrerinnen wie Lisa Brennauer, Ex-Europameisterin Amy Pieters (Niederlande), Christine Majerus (Luxemburg), Hannah Barnes (Großbritannien), Juliette Labous (Frankreich) und Katia Ragusa (Italien) hatten alle großen Radsportnationen nun eine Fahrerin an der Spitze des Rennens - außer Dänemark, Polen und Spanien, die mit Cecilie Uttrup Ludwig, Katarzyna Niewiadoma und Mavi Garcia ebenfalls Medaillenkandidatinnen in ihren Reihen hatten. Garcia fuhr schließlich alleine aus dem Feld davon und schloss auch noch zur Ausreißergruppe auf.

Aufgrund des hohen Tempos dezimierte sich die Gruppe vorne im Rennen noch auf neun Fahrerinnen und es sah so aus, als ob schon rund 85 Kilometer vor dem Ziel eine Vorentscheidung gefallen sein könnte.

So richtig einig war man sich aber in der Spitzengruppe dann offenbar doch nicht. Man hatte rund 20 Kilometer später 1:30 Minuten Vorsprung auf das Peloton, aber immer wieder wurde das Tempo verschleppt und im Feld gab es immer wieder Tempoverschärfungen, zunächst durch die Australierinnen, schließlich auch durch die Fahrerinnen der Niederlande. Dadurch reduzierte sich der Abstand zur Spitze schnell auf unter eine Minute und das Feld war nur noch circa 30 Fahrerinnen groß.

Man ließ die die Spitzengruppe aber noch kurze Zeit zappeln. Erst als der zweite, schwerere Berg des Rundkurses 42 Kilometer vor dem Ziel wieder erreicht wurde, zog Marianne Vos (Niederlande) erneut das Tempo im Feld an und holte die Ausreißerinnen ein. Annemiek van Vleuten erhöhte das Tempo weiter, wodurch eine Spitzengruppe mit ihr, Van der Breggen, Uttrup Ludwig, Longo Borghini, Elizabeth Deignan (Großbritannien) und Liane Lippert entstand. Die letzteren beiden mussten kurze Zeit später aber wieder reißen lassen. In diesem Moment, 41 Kilometer vor dem Ziel, trat Van der Breggen an und fuhr allen davon. «Ich fühlte mich gut und wir haben beschlossen, das Rennen schwer zu machen. Dann habe ich attackiert. Aber es war noch ganz schön weit bis ins Ziel», bekannte die 30-Jährige.

Bereits am Gipfel hatte sie 15 Sekunden Vorsprung, den sie stetig weiter auf bis zu zwei Minuten ausbaute.

Der Rest der Gruppe wurde vom Feld wieder eingeholt. Und obwohl dort die Italienerinnen, die Deutschen und schließlich auch die Britinnen die Nachführarbeit organisierten, kamen sie nicht mehr an Van der Breggen heran. Hier stellte sich die Frage, ob die restlichen zwei Medaillen im Sprint entschieden werden oder ob bei der letzten Überquerung der Anstiege erneut angegriffen wird.

Es war Uttrup Ludwig, die allen Mut zusammennahm und am letzten Berg angriff. Longo Borghini konterte die Attacke. Van Vleuten war die einzige, die der Italienerin folgen konnte. Dahinter entstand eine Verfolgergruppe um Uttrup Ludwig, Deignan und Lippert, die sich aber auch wieder nicht richtig einig war und Silber und Bronze Van Vleuten und Longo Borghini überlassen musste. Immer wieder versuchte Longo Borghini auf den letzten Kilometern ihre Kontrahentin abzuschütteln, doch die erwies sich trotz beim Giro Rosa erlittenen Handgelenksbruch als willensstark und konnte jede Tempoverschärfung mitgehen. Im Sprint, 1:20 Minuten hinter der Siegerin, hatte die Niederländerin sogar noch die größeren Kraftreserven und machte einen Doppelsieg ihres Landes perfekt.

Mit 2:01 Minuten Rückstand erreichte die Gruppe um Lippert das Ziel. «Mit dem fünften Platz bin ich sehr zufrieden. Das ist auch das Ergebnis einer richtig tollen Teamarbeit. Wir hatten Lisa in der Spitzengruppe und sie konnte mir am Berg helfen. Sie war bis zum Schluss da. Das ist mein erstes gutes Ergebnis bei einer Weltmeisterschaft und gibt mir Zuversicht. Ich denke, ich bin jetzt bereit für mehr.»

Auch Lisa Brennauer war mit dem Ausgang des Rennens zufrieden: «Unsere Taktik hat super funktioniert. Ich wollte in der Fluchtgruppe sein, denn ich wusste genau, wenn vorne die Post abgeht, wird es für mich zu hart. Ich konnte mich dann noch einmal über den Berg retten und für Liane arbeiten. Als Mannschaft waren wir gut und haben ein tolles Ergebnis erzielt. Für mich persönlich war das Rennen heute eine große Motivation auch in Richtung Olympia. Ich habe mich wieder super entwickelt und hoffe, dass es so weitergeht.»

Auch Romy Kasper, die in Imola ihre bereits siebte Straßen-WM bestritt und als wichtige Helferin gilt, zog eine positive Bilanz: «Unsere Taktik ist voll aufgegangen. Wir haben Liane und Lisa lange unterstützen können. Lisa hat dann planmäßig den Sprung in die Gruppe geschafft und konnte im Finale noch für Liane fahren. Damit können wir sehr zufrieden sein.»

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