Valkenburg (rad-net/dapd) - Tony Martin hat bei der Zeitfahr-Weltmeisterschaft in den Niederlanden seinen Titel erfolgreich verteidigt. Der junge US-Amerikaner Taylor Phinney wurde nach einem spannenden Rennen nur fünf Sekunden zurück Zweiter. Bronze holte sich etwas überraschend Vasil Kriyienka aus Weißrussland mit 1:44 Minuten Rückstand auf Martin. Der gebürtige Cottbuser benötigte 58:38,76 Minuten für die 46 Kilometer zwischen Heerlen und Valkenburg. Patrick Gretsch und Ex-Weltmeister Bert Grabsch fuhren mit 3:48 und 4:16 Minuten Rückstand auf die Plätze 26 und 35.
«Ich bin überglücklich, der Titel bedeutet mir nach dieser Saison so unglaublich viel. Manchmal müssen eben fünf Sekunden reichen, um Weltmeister zu werden. Das war die beste Woche meiner Karriere», sagte der überglückliche Martin.
An der ersten Zeitnahme hatte Tony Martin noch vier Sekunden Rückstand auf Phinney, baute dann aber 13 Sekunden Vorsprung auf, der bei der dritten Zwischenzeit noch acht und im Ziel fünf Sekunden betrug. «Als ich ins Ziel kam war ich erst etwas etwas sauer und enttäuscht. Aber von Tony geschlagen zu werden ist keine Schande. Er ist ein toller Champion. Da muss ich mit Silber zufrieden sein», sagte der 22-jährige Phinney.
Martin war bereits vor der dritten Zwischenzeit an dem zwei Minuten vor ihm gestarteten Alberto Contador vorbeigefahren, der am Ende 2:30 Minuten zurück Neunter wurde. «Ich war froh, als ich Alberto gesehen habe. Es war wohl das härteste Zeitfahren meines Lebens», gestand Martin.
Als Martin um 15.24 Uhr im Startort Heerlen von der Rampe rollte, war nach einem heftigen Regenguss pünktlich die Sonne herausgekommen. Bei Kaiserwetter, aber teilweise noch auf nasser Straße nahm der gebürtige Cottbuser seine Fahrt durch die Limburger Hügellandschaft mit drei giftigen Anstiegen auf. «Es war ein sehr enges Rennen. Tony ist durch die Stürze und Verletzungen vorsichtiger angegangen als Phinney, dadurch ist es sehr schwer geworden. Es ist für ihn ein sehr guter Abschluss», sagte Udo Sprenger, Vize-Präsident des Bund Deutscher Radfahrer (BDR).
Martins Saison war ausgenommen vom Olympia-Silber im Zeitfahren von ungeheurem Pech gekennzeichnet. Im Frühjahr wurde er von einem Auto angefahren und hatte sich mehrere Knochen gebrochen. Im Prolog der Tour de France kostete ihn ein aufgeschlitzter Reifen womöglich das Gelbe Trikot, einen Tag später brach er sich das Kahnbein in der linken Hand, weshalb womöglich eine Operation nach Saisonende droht. Der Fokus galt fortan dem WM-Zeitfahren, wo er nichts dem Zufall überließ. Der des Öfteren defekte Mantel flog auf den Müll, in Valkenburg war Martin mit einem neuen Modell des gleichen Herstellers unterwegs. Der Schritt hatte sich gelohnt, der Pneu hielt allen Widrigkeiten stand.
Beim Straßenrennen am Sonntag tritt Tony Martin nicht für die deutsche Nationalmannschaft an. Lediglich die Peking-Rundfahrt Anfang Oktober steht noch auf dem Rennprogramm. Die zweite Auflage des Rennens im Reich der Mitte wird der Omega-Profi ebenfalls als Titelverteidiger in Angriff nehmen. «Es ist ein tolles Gefühl, mich mit so einem Sieg in drei Wochen in meine Winterpause verabschieden zu können», betonte Martin. Dies gebe ihm für die kommende Saison viel Selbstvertrauen.