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Tony Martin und Co. sind in starker Verfassung. Foto: Javier Lizon
18.09.2015 10:29
«Starkes» Martin-Team bei der WM - «Weltmeister werden»

Richmond (dpa) - Tony Martin und sein Etixx-Team haben sich schon vor dem Auftakt der Straßenrad-WM in Richmond in «starker» Verfassung präsentiert. Nachdem ein Teamwagen des belgischen Rennstalls im Graben gelandet war, hievten Martin und Co. das Gefährt kurzerhand zurück auf die Straße.

Am Sonntag will die belgische Mannschaft dann in ihrem eigentlichen Metier auftrumpfen. Im Teamzeitfahren will sich Etixx-Quick-Step den Weltmeistertitel zurückholen, nachdem es im Vorjahr nur zu Platz drei hinter dem siegreichen BMC-Team und Orica-GreenEdge gereicht hatte.

Für Martin soll es der Auftakt zu einer goldenen WM werden, denn am Mittwoch will der 30-Jährige den WM-Rekord im Einzelzeitfahren nachholen. Mit dem vierten Titel würde der Tour-Etappensieger zum Rekordgewinner Fabian Cancellara aufschließen. «Ich will Weltmeister werden», sagt Martin vor den Titelkämpfen in den USA, seinen Schlüsselbeinbruch von der Frankreich-Rundfahrt hat er längst auskuriert. Die WM kann also beginnen.

AUSTRAGUNGSORT: Die WM findet in Richmond/Virginia statt. Damit werden die Titelkämpfe nach 29 Jahren wieder in den USA ausgetragen. Letztmals war Colorado Springs 1986 Austragungsort. Richmond war bei der Vergabe vor vier Jahren als einziger Kandidat übrig geblieben. Aufgrund der hohen Kosten - im vergangenen Jahr machte die spanische Stadt Ponferrada ein Minus - wird die Suche nach WM-Gastgebern immer schwerer. Nächstes Jahr ist Doha/Katar an der Reihe.

AUFTAKT: Die WM beginnt am Sonntag mit den Mannschaftszeitfahren der Profi-Rennställe. Zu den Favoriten gehört wieder Martin mit seinem Team Etixx-Quick Step, das mit weiteren namhaften Startern wie Weltmeister Michal Kwiatkowski, den früheren Paris-Roubaix-Sieger Niki Terpstra und Tom Boonen oder dem kolumbianischen Rundfahrt-Spezialisten Rigoberto Uran startet. Im vergangenen Jahr langte es für die belgische Mannschaft nur zu Platz drei hinter BMC und Orica GreenEdge. Diesmal muss BMC jedoch auf seinen Kapitän Tejay van Garderen (Schulterbruch) verzichten.

DEUTSCHE MEDAILLENCHANCEN: Die größten Hoffnungen ruhen auf Martin im Einzelzeitfahren. Nachdem der 30-Jährige im vergangenen Jahr den zweiten Platz hinter Olympiasieger Bradley Wiggins belegt hatte, will sich Martin diesmal den vierten Titel holen. Damit würde er zu Rekordchampion Cancellara aufschließen. Im Straßenrennen hat der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) in John Degenkolb einen Top-Anwärter auf den ersten Triumph seit Rudi Altig vor 49 Jahren. Der Thüringer hat gerade erste seine gute Form mit dem Gewinn der Schlussetappe bei der Vuelta unter Beweis gestellt. Sollte es gar zu einem Massensprint kommen, wäre der viermalige Tour-Etappensieger André Greipel ein Sieg-Kandidat. Bei den Frauen steht aus deutscher Sicht Lisa Brennauer im Mittelpunkt, nachdem die Allgäuerin Weltmeisterin im Zeitfahren und Zweite im Straßenrennen geworden war.

STRECKE: Auf die Zeitfahrer wartet in Richmond ein schneller Kurs mit einigen Abfahrten. Dies dürfte Tony Martin entgegen kommen. Eine Schwierigkeit ist aber doch eingebaut, denn auf dem letzten Kilometer folgt ein knackiger Anstieg von rund 300 Metern. Im Straßenrennen dürften drei kleinere Anstiege den Sprintern das Leben schwer machen, zumal die 16,1 Kilometer lange Runde gleich 16-mal gefahren werden muss. Degenkolb rechnet mit einem selektiven Rennen, was dem Klassikerspezialisten entgegenkommt.

FERNSEHEN: Für die deutschen Radsport-Fans bleibt wieder einmal nur das Internet. Aufgrund der hohen Rechtekosten übertragen weder ARD noch Eurosport die Rennen, die meist gegen 22.00 Uhr MEZ enden. Stattdessen bleibt nur der YouTube-Kanal des Weltverbandes UCI, der die Wettkämpfe mit englischem Kommentar ausstrahlt.

FEHLENDE STARS: Weder der britische Toursieger Christopher Froome, der einen Fußbruch auskuriert, noch Giro-Champion Alberto Contador (Spanien) oder Vuelta-Gewinner Fabio Aru (Italien) gehen bei der WM an den Start. Der Großteil der besten Rundfahrer verzichtet auf einen Einsatz, zumal das Straßenrennen eher eine Angelegenheit der Klassiker-Spezialisten sein dürfte. So wäre eigentlich Peking-Olympiasieger Fabian Cancellara einer der Topfavoriten, doch dem Schweizer fehlt nach mehreren Wirbelbrüchen und einem viralen Infekt bei der Vuelta «die Power und der Wille» für eine Teilnahme.


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