Rio de Janeiro (rad-net) - Nachdem heute die Männer den Auftakt der Olympischen Straßenrennen in Rio de Janeiro gemacht haben, sind morgen die Frauen an der Reihe. Das deutsche Quartett hat mit Claudia Lichtenberg eine Fahrerin am Start, der die anspruchsvolle Strecke sehr entgegen kommt. Mit Lisa Brennauer und Trixi Worrack haben die deutschen aber gleich zwei weitere Asse im Ärmel, die von Helferin Romy Kapser unterstützt werden. Das Quartett wird kurzfristig über die Mannschaftstaktik entscheiden, denn dabei wird die Tagesform eine entscheidende Rolle spielen.
Die deutschen Fahrerinnen haben sich dementsprechend einiges vorgenommen. «Nach der Streckenbesichtigung waren wir uns einig, dass es bei den Spielen für uns um mehr geht, als um den Olympischen Gedanken», zeigte sich Lisa Brennauer kämpferisch. Und Claudia Lichtenberg sagte: «Ich habe mich total auf Rio fokussiert und weiß, dass ich dabei sein kann, wenn die Entscheidung fällt.» Bemerkenswert ist Trixi Worracks vierte Teilnahme bei den Olympischen spielen, denn im März stürzte sie so schwer, dass ihr sogar eine Niere entfernt werden musste. Sie kämpfte sich aber zurück, wurde im Juni Deutsche Meisterin im Zeitfahren und nun ist sie bereit für Rio. «Ich denke, für Deutschland ist auf alle Fälle etwas drin», so Worrack.
Die Chancen stehen also gar nicht so schlecht, dass die deutschen Fahrerinnen am Ende mindestens eine von ihnen im Finale dabei haben und dann um eine Medaille fahren, zumal Deutschland zu den wenigen Nationen neben Australien, Italien, den Niederlanden und den USA gehört, die mit vier Fahrerinnen in das 136,9 Kilometer lange Rennen gehen können.
Aber die Konkurrenz schläft nicht, auch wenn manch starke Fahrerin auf sich allein gestellt ist, wie etwa Jolanda Neff aus der Schweiz. Wird die Mountainbike-Spezialistin in die Entscheidung mit eingreifen können? Zuletzt präsentierte sie sich in guter Form, gewann die Polen-Rundfahrt der Frauen und wurde im Frühjahr bei der Trofeo Alfredo Binda (Italien) Dritte. Das WorldTour-Eintagesrennen weist ein Profil auf, das dem in Rio sehr ähnlich ist.
In der Rolle der Topfavoritinnen sind aber andere Fahrerinnen. Wie etwa Marianne Vos. Die Niederländerin gewann 2012 in London und verwies die Britin Elizabeth Armitstead auf den zweiten Platz - beide könnten auch in Rio um den Olympiasieg fahren. Vos fiel zwar nahezu die komplette Saison 2015 aus, zeigte aber in diesem Jahr wieder alte Stärke und gewann unter anderem drei Etappen der Thüringen-Rundfahrt und zudem können die Niederländerinnen auf eine starke Doppelspitze bauen. Neben Vos ist Anna van der Breggen auf dem Kurs stark einzuschätzen. Armistead trug sich in diesem Jahr schon in die Siegerlisten von vier WorldTour-Rennen ein, darunter die besagte Trofeo Alfredo Binda.
Die US-Amerikanerinnen stellen mit Mara Abbott, Evelyn Stevens und der WorldTour-Führenden Megan Guarnier gleich drei Rennfahrerinnen, die die Möglichkeit haben, Gold zu holen. Alle drei sind starke Bergfahrerinnen, wobei Stevens und Guarnier der Kurs etwas mehr liegen dürfte, da es ins Ziel bergab geht und Abbott gilt als nicht so gute Abfahrerin, obgleich sie die vermeintlich Stärkste im Anstieg ist.
Weitere Favoritinnen sind Elisa Longo Borghini (Italien), Emma Johansson (Schweden), Pauline Ferrand-Prevot (Frankreich) sowie Katarzyna Niewiadoma (Polen).
Der Start des Frauenrennes erfolgt um 12:15 Uhr Ortszeit, also 17:15 Uhr deutscher Zeit. Genauso wie bei den Männern wird die Entscheidung an dem fast neun Kilometer langen Anstieg hinauf nach Vista Chinesa erwartet.