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Das Peloton der Frauen muss meistens geringere Preisgelder hinnehmen. Foto: Archiv/A.S.O./ J. A. Delevaux
03.03.2021 11:57
Nach Omloop Het Nieuwsblad: Diskussion um ungleiche Preisgelder erneut entfacht

Ninove (rad-net) - Das Eröffnungswochenende in Belgien hat erneut die Diskussion um Preisgelder im Frauen- und Männerradsport entfacht. Bei Omloop Het Nieuwsblad am vergangenen Samstag erhielt Anna van der Breggen mit 930 Euro eine Siegesprämie, die nur rund 5,8 Prozent der 16.000 Euro Preisgeld bei den Männern ausmachte. Nun fordern Stimmen erneut, dass die Preisgelder stärker aneinander angepasst werden, auf dem Weg zu gleichwertigen Prämien.

Das Frauenrennen von Omloop Het Nieuwsblad war vergangenen Samstag erstmalig live ausgestrahlt worden, wofür sich Tomas van den Spiegel, Geschäftsführer von Flanders Classics, eingesetzt hatte. In den sozialen Netzwerken ärgerte sich der Veranstalter jetzt über die Diskussion um die ungleichen Preisgelder. «Ich bin ziemlich enttäuscht über die Reaktionen auf das Preisgeld, nachdem wir seit Jahren kontinuierlich Geld in den Frauenradsport investiert haben», schrieb Van den Spiegel auf «Twitter».

Mit seinem Investment hatte Flanders Classic es geschafft, dass das Rennen der Frauen erstmals als 1.Pro-Event eingestuft wurde, wobei durch die Zusage einer Live-Übertragung der letzten 35 Kilometer auch mehr Aufmerksamkeit auf das Rennen der Frauen fiel als in den letzten Jahren. Diese Meilensteine dürfe man in der Diskussion um die Preisgelder nicht vergessen, so Van den Spiegel: «Allein in diesem Jahr wurden rund sechsstellige Beträge investiert, um das Rennen eine Kategorie höher und erstmals in eine Fernsehproduktion zu bringen. Wenn gleiche Bezahlung alles ist, was Sie fordern, haben Sie offensichtlich keine Ahnung von den Herausforderungen, denen sich der Frauenradsport noch stellen muss. Natürlich werden wir weiter investieren, wir werden versuchen, der Treiber für Veränderungen zu bleiben und wir werden weiterhin auf die Gleichberechtigung im Radsport in der nahen Zukunft drängen.»

Flanders Classics hatte im Voraus des Rennens bereits verkündet, das Event live zu übertragen. Obwohl dabei nur die letzten 35 Kilometer des insgesamt 126 Kilometer langen Rennens gezeigt wurden, war die Einschaltquote bei den Frauen beinahe doppelt so hoch wie bei den Männern. Daam Van Reeth, Professor für Wirtschaft und Management an der Universität Leuven, berichtete über «Twitter», dass rund 330.000 Zuschauer beim Frauenrennen und 170.000 Zuschauer beim Rennen der Männer eingeschaltet hätten, was bei NPO Start, dem On-Demand-Service des niederländischen, öffentlich-rechtlichen TV-Programms, rund 21,5 beziehungsweise 18,6 Prozent der Zuschauer ausgemacht hätten.

Damit vergrößerte das Event zumindest die Reichweite des Frauenradsports, was Ex-Weltmeisterin Annemiek van Vleuten schon 2018 höher priorisierte als gleiche Preisgelder. Im Interview mit «Cyclingnews» erklärte die 38-Jährige damals, dass der Frauenradsport vor insgesamt drei großen Herausforderungen stünde, wobei die Live-Übertragung der Events die wichtigste darstelle. Danach erst komme die Anpassung der Events an die der Männer und die Forderung nach einem Mindestlohn für die Profifahrerinnen. Preisgelder sollten laut Van Vleuten zwar weniger Diskrepanz zu den Männern aufweisen, doch dies sei in erster Linie keine Priorität beim Versuch, den Frauenradsport professioneller zu gestalten.

Trotz der Erfolge durch die erste Live-Übertragung von Omloop Het Nieuwsblad der Frauen und der höheren Kategorie des Rennens, stellten Kritiker jetzt die Frage, warum der Veranstalter nicht gleiche Preisgelder und die Live-Übertragung garantieren konnte. Ein Vorschlag hierzu bestand darin, die Preis-Etats beider Events zusammenzulegen und gleichmäßig auf das Frauen- und Männerrennen aufzuteilen. Van den Spiegel lehnte diesen Vorschlag mit der Begründung ab, dass ein gleichmäßiger Split, den Anforderungen an das Preisgeld der Männer nicht genügen würde und der Veranstalter für eine solche Regelung mindestens 180.000 Euro mehr zur Verfügung hätte haben müssen, was auch ohne die Corona-Krise eine Herausforderung gewesen wäre.

Stattdessen habe Flanders Classics aber einen Vierjahresplan erstellt, der den Namen «Closing the Gap» trägt. Mit diesem Plan wolle der Veranstalter in jedem Jahr mindestens eins seiner Rennen höher kategorisieren und bis 2023 die Preisgelder der Männer und Frauen anpassen. Man dürfe in diesem Prozess aber nichts überstürzen, so Van den Spiegel: «Meine Befürchtung ist, dass Rennen aus dem Kalender verschwinden, wenn dieser Prozess nicht die richtigen Zeitpunkte respektiert. Unser Ziel ist das Jahr 2023.»

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