Spilimbergo (rad-net) - Am Sonntag werden im italienischen Spilimbergo die ersten Mountainbike-Europameisterschaften der Saison ausgefahren. Beim 10. Tiliment-Marathon werden die Nachfolger vom Christina Kollmann und Tiago Ferreira gesucht. Zumindest der Portugiese gehört auf den 104 Kilometern erneut zu den Top-Favoriten. Die deutschen Biker haben nur Außenseiter-Chancen. Der frühe Termin verursacht viele Fragezeichen.
Ferreira (DMT) hat zuletzt mit seinem Sieg beim Roc Laissagais seine Ambitionen nochmal deutlich unterstrichen, das Abonnement auf das EM-Jersey zu verlängern. Voriges Jahr in Svit (Slowakei) war Alban Lakata (Canyon-Topeak) Zweiter, nachdem bei der WM in Singen die Reihenfolge noch umgedreht war.
An diesen beiden Fahrern macht sich auch schon die spezielle Konstellation durch den frühen Termin fest. Während Ferreira das Cape Epic nicht gefahren ist, musste sich Lakata von der achttägigen Belastung in Südafrika erstmal erholen. Ein gezielter Formaufbau in Richtung EM war in den vier Wochen kaum möglich.
Mit ein wenig Optimismus kann der Weltmeister dennoch aufwarten. «Ich hoffe, dass diese Woche noch ein Leistungsschub kommt», sagt Lakata, der im Vorjahr beim Tiliment-Marathon Sechster war. Dieses Jahr war seine Form beim Cape Epic deutlich besser. Deshalb hofft der Osttiroler, dass sie «auch danach besser ist als letztes Jahr». Also: «Warum nicht um die Euro-Krone kämpfen?»
Auch sein Landsmann, der WM-Dritte Daniel Geismayr (Centurion-Vaude) hat das Cape Epic bestritten und tut sich schwer mit einer Prognose. «Ich bin auf jeden Fall voll motiviert und denke, dass mir die Strecke ganz gut liegt. Aber wie die Form steht, weiß ich nicht ganz. Es ist nach Südafrika ein bisschen ein Auf und Ab», erklärt Geismayr.
Was für den Mann aus Dornbirn gilt, das trifft auch auf Karl Platt (Team Bulls) zu, der im Vorjahr als Dritter seine erste internationale Medaille eroberte. Seine Form war beim Cape Epic nach seiner Verletzung allerdings nicht stabil.
Teamkollege Simon Stiebjahn war am Kap mit seiner Verfassung ganz zufrieden, aber auch verweist darauf, dass ein gezielter Formaufbau nicht möglich war. Beim Marathon in Laissac fühlte sich Stiebjahn am 8. April zwar schon wieder erstaunlich gut und hielt das halbe Rennen lang in der Verfolgergruppe mit - bis er eine falsche Abzweigung nahm. Doch im Training danach musste er dennoch «vorsichtig dosieren», wie er sagt. Ein Saisonhöhepunkt sei die EM dieses Jahr für ihn deshalb nicht.
Die 104 Kilometer und 3250 Höhenmeter in Spilimbergo, das am südlichen Rand der Dolomiten, etwa 30 Kilometer nordwestlich von Udine liegt, kämen dem Hochschwarzwäler eigentlich entgegen. Die ersten 40 Kilometer geht es Cross-Country-ähnlich mit etlichen Singletrail-Passagen auf einem Profil mit kurzen Zacken dahin, bevor dann ein 250-Höhenmeter-Anstieg folgt. Bei Kilometer 53 beginnt der längste Anstieg, der über eine Distanz von 15 Kilometern 1000 Höhenmeter frisst. Dann geht es elf Kilometer rasant bergab, bevor sich noch mal 300 Meter Kletterei in den Weg stellen.
Sascha Weber (Maloja-Rocky Mountain) zeigt sich «sehr motiviert», hatte allerdings Pech, dass ihm durch die Verletzung seines Partners Wolfgang Krenn der Baustein Kroatien fehlt. «Das ist für mich nicht ideal gelaufen, aber ich habe sehr gut gearbeitet während des Cape Epic (das er nicht gefahren ist). Ich gehe jetzt natürlich ohne Marathon-Praxis ins Rennen und die Topographie ist wirklich sehr schwer. Aber ich bin gut drauf und fühle mich auch mental sehr stark», sagt Weber.
Mit den gastgebenden Italienern muss man natürlich auch rechnen. Juri Ragnoli zum Beispiel, der im Vorjahr den Tiliment gewonnen hat, aber auch einige andere.
Damen: Holt Dahle-Flesjaa zum Abschluss noch mal Gold?
Bei den Damen hat Titelverteidigerin Christina Kollmann (Texpa-Simplon) keine so guten Karten. Sie hatte aus gesundheitlichen Gründen ihren Start beim Cape Epic absagen müssen. Es fehlen der Österreicherin einige Trainingswochen.
Es haben sich für Spilimbergo auch noch zwei Damen angekündigt, die man prompt zu den Favoritinnen zählen muss. Gunn-Rita Dahle-Flesjaa (Merida), die schon zweimal Marathon-Europameisterin (2007 und 2009) war, noch öfter allerdings Weltmeisterin auf der Langdistanz könnte in ihrem letzten Karriere-Jahr noch mal eine internationale Goldmedaille holen.
Auch Maja Wloszczowska (Kross Racing) ist eine Kandidatin. Sie taucht zwar selten bei Marathons auf, doch die Polin ist immerhin die erste Weltmeisterin in dieser Disziplin (2003) und 2009 war sie hinter Dahle-Flesjaa Vize-Europameisterin. Dass sie in guter Form ist, hat sie am Sonntag in Nals bewiesen, als sie in Führung lag, ehe sie in der vorletzten Runde stürzte.
Esther Süss hat diesen kontinentalen Titel dreimal gewonnen und ist damit Rekordsiegerin. Mit einem Formschub von den vier Tagen in Kroatien muss man auch mit ihr kalkulieren.
Wer von den deutschen Damen gemeldet hat, ist uns leider nicht bekannt. Eine Meldeliste wurde bis Freitagmorgen noch nicht veröffentlicht und auf Nachfrage haben wir auch noch keine erhalten.